Als Individuen sind Ameisen hilflos. Im Kollektiv vollbringen sie Erstaunliches. Sie finden die kürzesten Wege zu den besten Futterstellen, bauen komplexe Behausungen mit funktionalen Tunnelsystemen und betreiben sogar Landwirtschaft. Schwarmintelligenz – oder kollektive Intelligenz – ist das dazugehörige Stichwort, das die bemerkenswerte Fähigkeit bezeichnet, als Kollektiv zu vollbringen, was Einzelwesen nicht einmal ansatzweise überblicken können.
Eine Parallele zu menschlichem Verhalten und zur Businesswelt ist schnell gezogen. Die Vorstellung von Mitarbeitern als schlauem Schwarm, der mehr kann als seine Teile, verspricht einen Nutzen, von dem Unternehmen nur zu gerne profitieren wollen. Nicht umsonst erlebt das Konzept der kollektiven Intelligenz seit Jahren einen Boom, der durch den Siegeszug von Social Media und den damit einhergehenden Verknüpfungsmöglichkeiten über Hierarchiegrenzen hinweg zusätzlich befeuert wurde. Ob Enterprise 2.0 oder Expertennetzwerke, Peer-to-Peer-Beratung oder Open Innovation – viele der aktuell diskutierten Schlagworte zur Prozess- und Wissensorganisation in Unternehmen kreisen um die Idee, die Klugheit der Vielen zu nutzen. Fast möchte man meinen, Schwarmintelligenz könnte der Stein der Weisen der modernen Wissensgesellschaft sein.
Dabei hat der Ursprungsmythos der Schwarmintelligenz schon gut 100 Jahre auf dem Buckel. Der Journalist James Surowiecki erzählt ihn in seinem berühmten Buch 'Wisdom of the Crowd'. Protagonist der kleinen, wahren Begebenheit ist der Naturwissenschaftler Francis Galtons. Der erlebte Anfang des 20. Jahrhunderts auf einer Viehmesse einen Wettbewerb, bei dem es darum ging, das Gewicht eines Bullen zu schätzen.
Extras:- Infokasten: Was ist Schwarmintelligenz?
- Von Vernetzung bis Führung von außen: Die sieben Prinzipien des Schwarm-Managements
- Literaturtipps: Kurzrezensionen von drei Büchern über Innovationen und Schwarmintelligenz sowie Hinweis auf einen Fachartikel über kollektive Entscheidungen