Wie schafft es ein Unternehmen mit 300 Mitarbeitern, dass 28.000 potenzielle Nachwuchskräfte zu einer Bürobesichtigung kommen? Die Antwort lautet: indem der Chef eine Videokamera in die Hand nimmt.
So geschehen bei Spreadshirt, einer Firma, die personalisierte T-Shirts via Internet anbietet. Als das junge Team ein neues Büro in Leipzig bezog, filmte der Gründer einen kurzen Rundgang durch die Räumlichkeiten. Das Ergebnis – verwackelte Impressionen in Heimvideo-Qualität – stellte er ins Netz. Mit überraschendem Erfolg: Der Clip wurde zehntausendfach abgerufen. 'Fast alle Bewerber sprechen uns darauf an', freut sich Constanze Buchheim von Spreadshirt.
Für die Personalerin ist das Video kein Gag, sondern ein Marketing-Instrument: 'Der Bewerber von heute möchte einen authentischen Eindruck vom Unternehmen erhalten und genau wissen: Wo arbeite ich? Wie sieht es da aus? Wer sind meine Kollegen?', sagt sie.
Auf diesen Bedarf hin hat Spreadshirt seine Karriereseiten im Internet ausgerichtet: Neben besagtem Video finden Bewerber hier Interviews mit Mitarbeitern und Informationen rund um das Arbeiten bei Spreadshirt. Derzeit plant Buchheim die nächste multimediale Ausbaustufe: Stellenanzeigen sollen zusätzlich als Filmclips produziert werden. 'In der Zeit, die man braucht, um einen guten Anzeigentext zu formulieren, hat man auch ein Video mit dem Abteilungsleiter gedreht', meint Buchheim. Ihrer Meinung nach können Informationen zur Stelle so noch besser vermittelt werden.
Das Beispiel Spreadshirt zeigt einen großen Trend in der Personalbeschaffung: Das HR-Ressort entwickelt sich zum medialen Alleskönner. Alle neuen elektronischen Werkzeuge, die derzeit unter dem Stichwort 'Web 2.0' gehandelt werden, werden genutzt: Videos, Internet-Tagebücher (Blogs), soziale Netzwerke.
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