Für alle Fragen rund um unsere Webseite, unsere Medien und Abonnements finden Sie hier den passenden Ansprechpartner:
Übersicht AnsprechpartnerBeitrag von Sylvia Jumpertz aus managerSeminare 315, Juni 2024
Unregulierter Markt: Wieso es Scharlatanen auf dem Coachingmarkt leicht gemacht wird
Bittere Berichterstattung: Warum Branchenvertreter die aktuellen Dokus über die unseriöse Coachingszene mit gemischten Gefühlen betrachten
Schlimme Machenschaften: Mit welchen Praktiken unseriöse „Coachs“ arbeiten, um Kunden zur Buchung überteuerter Angebote zu bewegen
Destabilisiert statt gestärkt: Welche psychischen Gefahren von zweifelhaften „Coaching“-Anbietern ausgehen können
Suche nach Lösungen: Was die seriöse Coachingszene tun kann, um sich und Kunden vor dem Treiben der Scharlatane zu schützen
„Tränen und Schweiß haben die gleiche Konsistenz, aber nur der Schweiß bringt dich weiter.“ Ein Spruch zum Augenverdrehen, rausgehauen vom Satiriker Heinz Strunk in der Sendung „Reschke Fernsehen“. Strunk spielt dort einen penetranten Erfolgscoach, der Moderatorin Anja Reschke im Studio ständig neunmalkluge Motivationssprüche um die Ohren haut. Ausstaffiert mit unterkomplexen Flipchart-Grafiken („A -> B“), goldgerahmter Brille, Einstecktuch und Krawatte gehört Strunk optisch noch zur alten Garde arrivierter Anzugträger, die schon vor Jahrzehnten mit ihren Seminaren und Ratgebern das große Geld und den überragenden Erfolg versprachen. Doch sein Auftritt in dem Beitrag unter dem Titel „Psychotricks: Die bizarre Show der Life Coaches“ ist bei Weitem nicht das Bizarrste, was dort gezeigt wird.
Anja Reschke greift in ihrer halbstündigen Sendung – einer Mischung aus journalistischer Reportage und Unterhaltungsshow – ein Thema auf, das in den vergangenen Monaten auch viele andere Journalisten und Journalistinnen auf den Plan gerufen hat. Es geht um den Boom der Coachingbranche. Oder vielmehr um deren unseriöse Auswüchse. Es geht um zwielichtige Geschäftspraktiken, um Abzocke und die Manipulation von Menschen, die in einer Welt der Krisen und Unsicherheiten Unterstützung, wenn nicht gar Seelenheil suchen. Manche von ihnen bräuchten eine Psychotherapie, doch Therapieplätze sind rar, Coachingangebote – bzw. Angebote, die sich so nennen und große Versprechungen machen – liegen dagegen nah. Reschke zitiert Google: Laut dem Betreiber der Suchmaschine ist das Suchinteresse nach sogenannten Life Coachs in den vergangenen fünf Jahren um 50 Prozent noch oben geschnellt. Und die Nachfrage trifft auf ein gigantisches Angebot. Füttert man Google mit entsprechenden Anfragen, erhält man Millionen Treffer.
Das Problem dahinter: Der Coachingmarkt ist nach wie vor nicht reguliert, der Begriff Coach nicht geschützt. Zwar gibt es Verbände, die Qualitätsrichtlinien erstellen und Zertifikate vergeben. Allerdings ist die Verbandslandschaft selbst höchst kleinteilig: „Kaum streitet man sich in einem Verband, spaltet sich eine Gruppe ab und gründet den nächsten Verband, sodass auch Kleinstverbände mit vielleicht hundert Mitgliedern entstehen, die Zertifikate vergeben“, kritisiert der Psychologieprofessor und Coachingforscher Carsten Schermuly von der SRH Hochschule Berlin. Folglich gibt es keine allgemeinverbindlichen Qualitätskriterien und keinen spezifischen Adressaten, an den sich die Politik wenden könnte, sollte sie den Gedanken an eine Regulierung des Marktes ins Auge fassen.
mit unserer Testmitgliedschaft von managerSeminare:
für nur 10 EUR einen Monat lang testen
Zugriff auf alle Artikel von managerSeminare
Sofortrabatte für Bücher, Lernbausteine & Filme