Die
Weiterbildungstrends, die ich für das Jahr 2010 aufgestellt hatte, waren Ausgangspunkt für eine Befragung von HR-Experten auf der Messe Zukunft Personal. Durchgeführt hat diese, ohne mein Wissen,
Christoph Athanas von der metaHR Unternehmensberatung aus Berlin. Er bat mich nachträglich per Twitter um eine Kommentierung und Ergänzung.
Zunächst einmal: Die Idee, meine Prognosen, welche Themen die Weiterbildungs- und HR-Branche im Jahr 2010 am meisten beschäftigen werden, am Ende des Jahres einer kritischen Überprüfung zu unterziehen, finde ich sehr charmant. In Kurzform enthielt meine Trendliste folgende Themen (
hier ausführlich):
Trend 1: Mobile Learning.
Trend 2: Social Learning (verstanden als das informelle Lernen über (Social-)Software oder Web-Services).
Trend 3: Marken/Branding.
Trend 4: Werte und Wertschätzung als Wettbewerbsfaktoren.
Trend 5: Employee Assistance Programs bzw. Life-Coaching.
Trend 6: Systemisches Denken.
Trend 7: Nachhaltigkeit und Social Responsibility.
Christoph Athanas hat diese Liste, ergänzt von ihm um zwei weitere Punkte (Internationalisierung und soziale Kompetenzen) fünf Personen vorgelegt,
ihre Antworten per Video dokumentiert und selbst kommentiert: Befragt wurden Martin Karger, Geschäftsführer des
IME - Institut für Management-Entwicklung, Yvonne Neubauer, Chefredakteurin von
HRInside.de, Jannis Tsalikis, Employer-Branding-Consultant bei
Scholz&Friends, Florian Schiffer von
1000jobboersen.de sowie Friedbert Gay, Geschäftsführer der
persolog GmbH. Am stärksten bestätigt wurden die Trends Branding, Werte und Wertschätzung.
Die Antworten sind nicht mehr (aber auch nicht weniger) als ein Blitzlicht, das naturgemäß gefärbt ist von dem Betätigungsfeld des Antwortenden. Daher auch immer richtig. Prinzipiell nämlich sind alle Weiterbildungsthemen Trendthemen, da - wie Matthias Horx meiner Ansicht nach richtig bemerkt – Bildung ein Megatrend ist. Und Weiterbildung immer auch gesellschaftliche Entwicklungen und Bedarfe zeigt. Bei der Auswahl der Trendthemen für ein Jahr gewichte ich die Themen daher in Relation zueinander in Bezug auf die Öffentlichkeit und Wichtigkeit, die sie vermutlich in dem einen Jahr erfahren werden: Taucht ein Thema nicht auf, heißt das nicht, dass es nicht wichtig ist, sondern nur, dass es in dem betreffenden Jahr aus meiner Marktbeobachtersituation verhältnismäßig weniger im Fokus stehen wird.
Meine Beobachtungen zur Zukunft Personal:
Weiterbildung: Wie angesprochen ist Bildung ein Megatrend. Und Weiterbildung liegt gerade auch im Trend. Das zeigen nicht nur die Zuwächse gerade dieses Ausstellungsbereichs auf der Zukunft Personal (mehr Zuwachs als in anderen Bereichen, auch durch E-Learning-Anbieter). Sondern auch, dass die Weiterbildungsbranche in der vergangenen Krise deutlich weniger gelitten hat als in Krisen zuvor.
E-Learning: Ich gelte vermutlich als "von vorgestern", wenn ich E-Learning als Trend benenne. Aber aus meiner Sicht bekommt das Thema momentan die zweite Luft. Zu sehen etwa an der erfolgreichen ersten Durchführung der
Professional Learning Europe mit 230 Teilnehmern, dem parallel zur Zukunft Personal stattgefundenen E-Learning-Kongress. Erfahren auch durch zahlreiche Gespräche auf der Messe mit vor allem kleineren Weiterbildungsträgern, oftmals regional tätigen, die auf der Suche nach E-Learning-Lösungen waren und nicht wussten, wie sie die Sache angehen sollen, aber überzeugt waren, dass sie die Sache angehen müssen. Ihr Treiber: die Kunden. Sie fordern es inzwischen ein.
Burn-Out/Psychische Leiden/Druck/Stress: In meinem Trendranking vom Januar hatte ich mich gescheut, Burn-Out als Trend zu benennen (Trend hört sich ja nunmal positiv an...) und das Thema daher unter Wertschätzung und Employee Assistance Programs/Coaching angesprochen. Ich habe auf der Messe einen Vortrag zum Thema gehört: Die Fläche war rammelvoll... Davon ab: Das Thema ist überall ein Thema. (Nebenbei ein Tipp: Am 23. Oktober strahlt Vox die Sendung aus:
"Wenn die Seele Trauer trägt")
Demographiemanagement: In meinem
Trendranking des Jahres 2009 hatte ich die "Generationenorientierung" aufgenommen. Damals ging die Beschäftigung mit den Älteren zugunsten der Beschäftigung mit den Jüngeren (Digital Natives) zurück. Inzwischen möchte ich allerdings (vorsichtig) behaupten mögen, dass der Demografiewandel als unwiderruflich kommende Herausforderung begriffen ist und damit auch die Älteren wieder mehr Aufmerksamkeit bekommen. Dabei steht momentan mehr im Fokus, wie man Ältere hält und eventuell (zurück) rekrutiert (das Schlagwort heißt Rentnerrekrutierung), weniger noch die Herausforderung, wie man denn extrem altersgemischte Teams führt.
So far... zur ersten Kommentierung. Weitere werden folgen - auch per Video. Mein ausdrücklicher Dank an Christoph Athanas: nächstes Jahr gerne wieder. Vielleicht haben noch mehr Leser Interesse daran, Trends aufzuspüren und zu kommentieren.
Fotos: Klaus Haupt, managerSeminare, Bonn
18.10.2010