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Übersicht AnsprechpartnerZum Zeitpunkt der Jahreswende gibt es Jahresrückblicke ebenso wie Prognosen bzw. Trendaussagen. Ich möchte mal beides in einem versuchen, sozusagen aus den Erfahrungen des vergangenen Jahres ableiten, was 2009 die Weiterbildung prägen bzw. ausmachen könnte.
Trend 1: In der Kürze liegt die Würze. Ob Kurz-Lehrgänge, Business-Breakfasts oder Blue-Hour-Seminare: Der Trend, sich schnell und kurz weiterzubilden, hat 2008 zu einem deutlichen Zuwachs an allen möglichen Kurz-Formaten von Weiterbildung geführt. Ein möglicher Grund: die Erkenntnis der kürzer werdenden Halbwertzeit des Wissens. Wer will noch groß, lang und breit lernen, was morgen schon veraltet sein könnte? Die Kürze zeigt sich auch im Anmeldeverhalten: kurzfristige, spontane Anmeldungen.
Trend 2: Speaking. Erkenntnis-vermittelnde Keynotes haben in der Gunst des Publikums und auch der Präsentierenden selbst deutlich zugelegt. Haftete den Speakern jahrelang das Negativ-Image der hallenfüllenden Dampfplauderer an, die Inhalte angesiedelt zwischen Hobbypsychologie und Allzweckweisheiten vermittelten, entwickeln die Speaker langsam aber sicher ihre eigene Professionalität. Einher geht mit dieser Entwicklung die Verbreitung der Storytelling-Methode: Geschichten erzählen ist schwer in Mode.
Trend 3: Kultur der Beteiligung. Der alles wissende, autoritär agierende Lehrer bzw. Trainer ist out. Web 2.0 zum Dank teilen sich immer mehr Menschen mit, teilen ihre Gefühle, ihre Ansichten, machen sie öffentlich. Sie werden selbst aktiv, verändern bestehende Inhalte, fügen hinzu, setzen neu zusammen. Der Lerner ist autonomer, hilft sich selbst oder anderen.
Trend 4: Video. 2005 kam Podcasting in der Weiterbildung an, die aktuelle Killerapplikation heißt jedoch Video. 2008 ist sie mächtig in die Weiterbildung eingebrochen: Die Web-TV-Berichterstattung über Weiterbildung nimmt zu, Trainer lassen sich bei ihren Seminaren filmen, stellen Video-Clips auf ihre Websites, immer mehr Kongresse bieten Daheimgebliebenen und transferwilligen Nacharbeitern die Möglichkeit, Inhalte per Web-TV oder Mitschnitt zu rekapitulieren. Noch sind viele Trainer, Coachs und Moderatoren gegenüber Portalen wie YouTube skeptisch eingestellt, bei den Professoren der Unis ist das schon anders. Sie experimentieren fleißig mit dem Einstellen ihrer Inhalte.
Trend 4: Games for adults. Der Trend zeichnet sich schon so lange ab, dass er unter den E-Learning-Spezialisten sicher als total alter Hut gilt. Darum schreibe ich zu dem Buzzwort "Serious Games" nichts weiter.
Trend 5: Coaching - Personalentwicklung ist Personenentwicklung. Ob im Fernsehen, in der ZEIT oder in der Wirtschaftswoche: 2008 haben meinem Eindruck nach mehr Medien jenseits der Fachpublikationen über Coaching berichtet als je zuvor. Coaching verliert daher immer mehr das Image des seelsorgenden, Manager-auf-die-Couch-legendenden Psycho-Doktors. Es wird deutlicher wahrgenommen als eine Unterstützung zur individuellen Weiterentwicklung.
Trend 6: quick and cheap. 2008 sind etliche Anbieter mit Billigseminaren an den Start gegangen, wenngleich auch – Gott-sei-Dank werden viele sagen - ohne durchschlagenden Erfolg. Nichts desto Trotz zeigt auch der Trend Kürze, dass die Instant-Weiterbildung durchaus einen Stellenwert hat, und sei es nur, um sich einen kurzen, schnellen, kostengünstigen ersten Eindruck zu verschaffen, um den Trainer kennenzulernen, einen Impuls zu erhalten.
Trend 7: Neurowissen. Nicht nur die Buchmesse hat gezeigt: Das Interesse an allem, was die Funktionsweise des Gehirns erklärt – Hirnforschung, Emotionsforschung, Neurobiologie – ist unter Weiterbildnern extrem gewachsen. Einher geht damit in meiner Empfindung ein gesteigertes Interesse an Verfahren, die die Persönlichkeit durchleuchten, Verhaltensmotive sichtbar machen oder innere Antreiber aufzeigen.
Trend 8: Generationenorientierung. Ob Digital Natives oder Mitarbeiter 50 plus – die Orientierung an den Bedürfnissen und Bedarfen spezieller Zielgruppen, vor allem an den generationenspezifischen, ist gewachsen. Während die (publizistische) Aufmerksamkeit für die Älteren 2008 langsam etwas zurückging, stieg sie umso mehr für die Jüngeren.
Einige Trends lassen sich sicher simpel mit "YouTube-isierung" beschreiben: die Kultur der Beteiligung, die Kürze, das Erlebnishafte, die Aufmerksamkeit für die Jungen, Video im allgemeinen, der Spieltrieb... Das Portal und seine Auswirkung auf die (Lern-)Kultur ist jedenfalls nicht wegzureden.