Wirtschaftlichkeit und Menschlichkeit – wer diese beiden Begriffe gebraucht, verbindet sie in der Regel mit einem „oder“, nicht mit einem „und“. Denn beide Konzepte werden in der Wirtschaftswelt als Widerspruch gesehen, zumindest als Spannungsfeld. Dabei hängen sie zusammen. Wer sich wertgeschätzt, ernst genommen und fair behandelt fühlt, arbeitet besser und lieber. Es gibt Firmen, die das belegen können. Die Toyota-Niederlassung in Göteborg etwa, die schon 2002 die Arbeitsstunden von täglich acht auf sechs bei vollem Lohnausgleich reduzierte und im Jahr darauf einen höheren Gewinn ausweisen konnte. Gleichzeitig wuchsen Mitarbeiter- und Kundenzufriedenheit, der Krankenstand sank.
Auch Firmen, die der New Work-Bewegung folgen, zeigen: Menschliche Formen des Miteinanders im Arbeitsalltag rechnen sich. Arbeit kann selbstbestimmter, flexibler, mehr auf Augenhöhe, respektvoller sein.
Freilich: Die Appelle zu mehr Menschlichkeit in der Arbeitswelt könnte man als Berater-Rhetorik abtun, die Beispielunternehmen als Nischenphänomene bezeichnen. Doch lässt sich das Phänomen auch als Signal verstehen: Es muss sich etwas ändern.
Wo aktuell Effizienzdenken und maximale Gewinnorientierung zu überzogenen Leistungserwartungen führen, wo die Digitalisierung für Druck und Unsicherheit sorgt und Stress zu automatisiertem Verhalten treibt, braucht es eine Kehrtwende hin zu Wertschätzung, Emotionen und einem achtsamen Umgang miteinander. Eine Analyse, wie sich mehr Menschlichkeit im Arbeitsleben umsetzen lässt und wann sich das rechnet, finden Sie, liebe Leserinnen und Leser, in der neuesten Ausgabe von managerSeminare. Der
Titelbeitrag ist gleichzeitig ein Weckruf: Be the change!
Die Digitalisierung ist ein turbulentes Gewässer: Alles bewegt sich, und die Richtung ist oft nicht klar. Das fordert vor allem von Führungskräften viel, die ja nicht nur selbst Orientierung suchen, sondern sie ihren Mitarbeitern auch bieten müssen. Höchste Zeit, durchzuatmen und nachzudenken, findet Ingo Radermacher. Der Entscheidungsphilosoph legt uns in seinem Artikel drei Fragen ans Herz, auf die sich seiner Meinung nach die zentralen Herausforderungen reduzieren, die gute Führung in Zukunft wird meistern müssen. Helfen wird den Führungskräften dabei
das Konzept der Antifragilität. Neugierig? Mehr dazu in dem Beitrag
"Antifragil führen".
26.09.2017