Menschen, die Zeit haben für gute Beziehungen, ihre individuelle Gesundheit und gesellschaftliches Engagement. Menschen, die motiviert sind, eigenverantwortlich arbeiten, gemeinsam Ziele verfolgen und nicht taktieren. Eine Wirtschaft, die Flexibilität erlaubt und Vielfalt lebt und dadurch gerechter und produktiver wird. Eine Arbeitswelt, die Leistung nicht auf Quartalsbilanzen reduziert, sondern nachhaltige Werte schafft. So in etwa sähe eine Arbeitswelt aus, wenn sie einen – wie Elly Oldenbourg es nennt – „Workshift“ vollzogen hätte.
Wirkungsfelder für den Workshift
Die langjährige Google-Managerin ist Autorin unseres diesmaligen Titelthemas und zeigt auf, warum es ihrer Ansicht nach einen solchen Wandel der Arbeitswelt braucht: Denn Oldenbourg zufolge hat die Optimierung des Status quo ausgedient. Egal, ob man dabei den Blick auf die Makroebene mit ihren Polykrisen wirft – Klimakatastrophe, Kriege, demografischer Wandel, rasante technologische Entwicklungen – oder auf die Mikrowelten – steigendes Stresserleben, hohe Burnout-Raten, innere Kündigung. So wie es jetzt ist, kann es ihrer Meinung nach nicht weitergehen. Ihr Appell in Kurzform: Unsere Arbeitswelt braucht neue Antworten. Einen Neustart sozusagen. Vier Wirkungsfelder macht Oldenbourg aus, das wichtigste Feld: unsere Kennzahlen, die die Anreize, Metriken und Wertmaßstäbe bestimmen, nach denen wir uns und unsere Unternehmen ausrichten. Mehr dazu hier.
Die Macht der Strukturen
Warum handeln Menschen so, wie sie es tun? Systemtheoretische Ansätze beantworten diese Frage, indem sie auf die Macht der Strukturen verweisen, in denen der Mensch agiert – ob in einer Familie oder einer Organisation. Einer, der wie kaum ein anderer dazu beigetragen hat, diese Sichtweise zunächst in der Psychotherapie und dann auch im Bereich der Organisationsentwicklung und -beratung zu verankern, ist Fritz B. Simon. Im April 2025 wird der Psychiater, Psychoanalytiker, Psychotherapeut und Organisationsberater auf den Petersberger Trainertagen mit dem Life Achievement Award der Weiterbildungsbranche ausgezeichnet.
Zur Vorbereitung seiner Ehrung traf die Redaktion Simon in seiner Wohnung in Berlin-Charlottenburg für ein ausführliches Interview. Den ersten Teil des spannenden Gesprächs finden Sie, liebe Leserinnen und Leser, hier. Unter anderem erzählt Simon von seinem Werdegang, den Begegnungen mit Paul Watzlawick und Niklas Luhmann und wie es dazu kam, dass Simon als einer der Ersten überhaupt systemische Organisationsentwicklung als Weiterbildung anbot. En passant taucht man dabei in die systemtheoretischen Denk- und Herangehensweisen in der Organisationsberatung und -entwicklung ein. Teil zwei des Interviews gibt es dann in der nächsten Ausgabe – zum Themenkomplex Führung und Vertrauen.
Viel Spaß beim Lesen und viel Erkenntnisgewinn!
Der Beitrag wurde geschrieben von
Nicole Bußmann,
Chefredakteurin von managerSeminare und Training aktuell
25.11.2024