Digitale Sucht, eckige Augen, Always-On ... Einerseits belastet die Digitalisierung die psychische Gesundheit von Mitarbeitern. Andererseits eröffnet sie Unternehmen neue Wege der Gesundheitsförderung. Das kürzlich erschienene
managerSeminare-Extraheft Corporate Health zeigt, wie die Themen und Herausforderungen der Mitarbeiter- und Unternehmensgesundheit im digitalen Zeitalter angegangen werden können.
Beitrag von Svenja Gloger
Dabei ist eine zentrale Erkenntnis des Gesundheitsmanagements in der digitalisierten Arbeitswelt: Gesundheit 4.0 geht über die Gesundheit des einzelnen Mitarbeiters hinaus.
„Denn ein vitales Unternehmen ist mehr als die Summe seiner gesunden Mitarbeiter“, sagt Hans A. Wüthrich, Inhaber des Lehrstuhls für Internationales Management an der Universität der Bundeswehr in München. Ein gesundes Unternehmen zeichnet sich dadurch aus, dass es belastbar ist, agil auf Herausforderungen reagiert und wirksame Führungskonzepte für die beschleunigte Arbeitswelt bereithält. Dazu braucht es
Varietät, d.h. Vielfalt in den Wirk-, Handlungs- und Zustandsformen. Denn wie schon der britische Psychiater William Rose Ashby 1956 formulierte: Varietäten und Unwägbarkeiten, die von außen auf einen zukommen, kann nur mit eigener Varietät begegnet werden.
Fünf Schritte führen laut Wüthrich in Richtung Varietät und Unternehmensgesundheit:
1.
Biografische Vielfalt rekrutieren: Unternehmen brauchen nicht nur passgenaue, sondern auch kantige, atypische, exotische Mitarbeiter. Die Querdenker bringen Beweglichkeit in eingefahrene Denkschienen, was oft zu den besten Lösungen führt.
2.
Übereffizienz abbauen: Aus gut gemeinten Standards und Zielvereinbarungen resultiert schnell eine zu große Regelungsdichte, erstickende Bürokratie und lähmender Kontrollfetischismus. Weniger ist mehr.
3.
Potenziale nutzen: Mitarbeiter arbeiten dann motiviert, zufrieden und leistungsstark im Sinne des Unternehmens, wenn ihnen vertraut wird und sie Entscheidungsfreiheit bekommen.
4.
Experimente wagen: Mit Hilfe von ergebnisoffenen Vorhaben – Führungsexperimenten ebenso wie Produktexperimenten – entwickelt sich eine Organisation geschmeidig in eine unbekannte Zukunft hinein.
5.
Scheitern zulassen: Experimente können zu unerwünschten Ergebnissen führen. Führungskräfte müssen den Mitarbeitern die Angst vor diesem intelligenten Scheitern nehmen.
Das Ergebnis dieser fünf Schritte ist Robustheit und Resilienz. Und die muss der einzelne Mitarbeiter auch für sich selber finden. Um in einem instabilen Umfeld an persönlicher Stabilität zu gewinnen, braucht er vor allem drei Dinge: Akzeptanz, Optimismus, Lösungsorientierung. Resilienzforscherin Jutta Heller beschreibt im Extraheft, wie sich diese drei Haltungen trainieren lassen. Daneben bieten inzwischen tausende Health-Apps Unterstützung für die mentale wie für die körperliche Gesundheit. Berater und App-Experte Bernd Braun hat für das Extraheft verschiedene Tools geprüft und stellt neun smarte Helfer zu Stressabbau, Fitness und Entspannung vor.
Das gesamte Extraheft bietet insgesamt sechs Fachbeiträge mit Corporate-Health-Wissen für Führungskräfte. Es ist als Heft im Heft managerSeminare erschienen und kann
hier bestellt werden.
10.11.2017