Regeln überprüfen und aussortieren

Regeln überprüfen und aussortieren

In Organisationen und Gruppen bestehen für die Mitglieder Regeln – offizielle als auch inoffizielle. Meist vermehren sie sich im Laufe der Zeit. Damit ein Team flexibler und beweglicher wird, ist es lohnend, hin und wieder das bestehende Regelwerk kritisch unter die Lupe zu nehmen und auszusortieren.

Bei der folgenden Intervention geht es neben dem Abwerfen von Ballast auch darum, dass das Team sich mit den Regeln auseinandersetzt, mit denen die Zusammenarbeit koordiniert werden soll. Die zentrale Frage hier ist: „Wie möchten wir künftig zusammenarbeiten und welche Regeln sind dabei hilfreich für uns?“

 

1. Aufstellung als Einführung ins Thema

Erstellen Sie eine Skala zwischen 0-100 Prozent, beispielsweise als Linie am Fußboden. Bitten Sie die Teammitglieder sich entlang der Skala zur Frage aufzustellen: 

  • "Wie verreguliert erlebe ich meine alltägliche Arbeit in unserem Team?"

Wichtig ist, dass es nur um die alltägliche Arbeit geht und nicht um die ganze Organisation oder Branche. Anschließend fragen Sie die Personen, die an den extremsten Punkten stehen, was sie bewogen hat, dort sich zu positionieren.

Danach lassen Sie die Teilnehmenden sich aufstellen zur Frage:

  • "Wie viel Regulierung brauchen wir in unserem Team?"

 

2. Regeln über Bord werfen

Nun fordern Sie die Teilnehmenden auf, für sich zu überlegen, welche Regeln sie gerne als Erstes „über Bord werfen“ möchten. Jeder darf maximal drei Regeln wählen, die als unnötig empfunden werden. Diese schreiben die Teammitglieder auf einzelne Klebezettel. Geben Sie noch diese Hinweise:

  • Der Fokus liegt auf dem eigenen Einflussbereich und dem eigenen Team.
  • Es gibt rote und grüne Regeln. Rote Regeln sind gesetzlich oder branchenintern vorgegeben und nicht veränderbar. Grüne Regeln sind alle anderen und können theoretisch abgeschafft oder angepasst werden.

 

3. Abschaffungswerbung und Abstimmung

In Kleingruppen hat jede Person nun pro Regel eine Minute Zeit, das Hemmende oder Störende dieser Regel vorzustellen und dann an einem Flipchart anzukleben. Hierbei gilt, dass keine Regel doppelt vorgestellt werden darf, so dass nur noch ergänzend noch nicht beschriebene Regeln dazu kommen. Wenn alle ihre Regeln vorgestellt haben, folgt der Check aller angeklebten Regeln: Handelt es sich tatsächlich um eine grüne Regel?

Sollte es hier eine Unklarheit geben, kommt diese Regel auf den „Regelparkplatz“ und wird hier nicht weiter bearbeitet, wird aber z.B. der Führungskraft zur Überprüfung mitgegeben.

Jede Gruppe bestimmt aus den "grünen Regeln" zwei, die aus ihrer Sicht die überflüssigsten sind. Hierzu vergibt jedes Gruppenmitglied drei Klebepunkte. Die zwei Regeln mit den meisten Punkten gehen in die nächste Runde.

 

4. Auswirkungen überprüfen

Die Kleingruppen untersuchen, wie sich der Wegfall dieser Regeln auswirken könnte. Hilfreich sind diese Fragen:

  • Wofür ist die Regel gut? Welche unerwünschten Effekte birgt es, diese Regel abzuschaffen?
  • Was sind aus unserer Sicht die positiven Aspekte, die sich durch die Abschaffung der Regel ergeben?
  • Wenn wir die Risiken und Chancen der Abschaffung sehen, möchten wir die Regel abschaffen, ändern oder weiterentwickeln?

Abschließend entscheidet die Gruppe, ob sie die Regel abschaffen oder verändern möchte.

 

5. Vorstellen im Plenum

Aus jeder Gruppe stellt eine Vertreterin oder Vertreter die Gruppenergebnisse vor. Die vorgestellte Regel wird in einem Diagramm platziert, das auf der einen Achse den Aufwand der Abschaffung darstellt und auf der zweiten Achse die positiven Auswirkungen auf die tägliche Arbeit zeigt. Die Regeln, die mit wenig Aufwand und hohen positiven Auswirkungen abgeschafft werden können, erhalten die höchste Priorität. Für diese Regeln werden verbindliche, nächste Schritte vereinbart.

 

 

Diese Teamübung beschreibt Judith Reinwald in der Sammlung „Systemische Interventionen“ herausgegeben von Anna Dollinger und Katharina Fehse. Die Sammlung beschreibt Methoden und Möglichkeiten für Teamcoachings, die ein Team in seiner Weiterentwicklung unterstützen.

Buchabbildung

 

TK-Tipp vom 24.10.2023

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