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Übersicht AnsprechpartnerBeitrag von Dr. Hans A. Wüthrich aus managerSeminare 323, Februar 2025
Denkfaulheit: Wieso wir die Anstrengung, selbst zu denken, so oft umgehen
Mehrwert des Selbstdenkens: Warum eigenständiges Denken die Schlüsselkompetenz der Zukunft ist
Denktraining: Wieso wir erst kritisch und kreativ denken können, wenn wir durchschauen, wie wir denken
Denken braucht Taten: Welchen Wert Experimente für unser eigenständiges Denken haben
„Manche Menschen würden eher sterben als nachdenken. Und sie tun es auch.“ Diese zugespitzte Botschaft des Philosophen Bertrand Russell trifft den Kern: Täglich denken wir weniger klar, als wir könnten. Und nicht selten sind wir uns unserer Denkzwänge – selbst auferlegter oder äußerer – kaum bewusst. Eine toxische Mischung aus ständiger Dringlichkeit und permanenter Verfügbarkeit führt dazu, dass wir uns oft gar nicht erst die Zeit nehmen, Dinge gründlich zu durchdenken. Paradoxerweise ist diese Denkfaulheit gerade bei Menschen anzutreffen, die ein hohes Maß an Verantwortung tragen. „Nachdenken“, so der Historiker Caspar Hirschi, „ist ein Privileg der Machtfernen.“
Verfolgt man aktuelle Entwicklungen, drängt sich der Eindruck auf, dass viele Menschen vor der Komplexität und Krisenhaftigkeit der Gegenwart kognitiv kapituliert haben, sich schlicht überfordert fühlen. Ein Beispiel für diese Entwicklungen ist die naive Hoffnung auf Heilsbringer, die einfache Lösungen für komplexe Probleme versprechen. Je größer die subjektiv empfundene Unsicherheit, desto ausgeprägter scheint der Wunsch nach „personifizierten Problemlösungen“ zu sein, also nach Personen, die mit simplen Botschaften ein Gefühl von Stabilität und Orientierung vermitteln. Bestes aktuelles Beispiel: Donald Trump.
Wollen wir innovativ sein, Muster brechen und Zukunft kreativ gestalten, führt kein Weg daran vorbei, unsere Fähigkeit zum eigenständigen Denken zu trainieren. Denn nur, wenn wir in der Lage und bereit sind, uns von eingetretenen Denkpfaden zu lösen, kann Neues entstehen. Vier Impulse, wie sich das eigene Denken ein Stück weit emanzipieren lässt.
Ein weiterer – vermeintlicher – Rettungsanker ist die Künstliche Intelligenz. In einer Welt voller permanent verfügbarer Antworten wächst die Versuchung, das eigenständige Denken an die Technik zu delegieren. Denn deren unbestreitbare Fähigkeit, Daten blitzschnell zu analysieren und Muster darin zu erkennen, kann leicht zur Annahme verleiten, KI könne uns tatsächlich das Denken abnehmen. Aber was KI tut, ist nicht wirklich Denken. Denken schafft Übersicht und Einsicht – und Einsicht ist die Grundlage für verantwortungsvolles Handeln und Rücksichtnahme. Denken erschüttert Gewissheiten. Denken erweitert unseren Möglichkeitssinn. All das kann KI nicht. Was die Algorithmen tun – wenn wir nicht aufpassen und sie korrigieren –, ist vielmehr, die Vergangenheit fortzuschreiben.
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