Mit fortschreitender Digitalisierung wird der Mensch im Kontext von Führung immer wichtiger, weil nur er menschliche Qualitäten mitbringt, Empathie zum Beispiel. Das hört und liest man oft. Aber stimmt es auch? Niels Van Quaquebeke, der Autor unseres diesmaligen Titelthemas, meldet Zweifel an.
Wie digital wird Führung?
Im März dieses Jahres trat der Organisationspsychologe auf den VTT, den Virtuellen Thementagen des Verlags managerSeminare, auf und sorgte mit seinem Vortrag für eine gewisse Aufregung, ja sogar für Ablehnung. Seine Thesen und Beobachtungen können in der Tat nachdenklich stimmen und leicht Angst machen. Digital Leadership ist eine Entwicklung, die wir aus seiner Sicht nämlich in all ihrer Wucht noch nicht richtig begriffen haben. Vieles deutet darauf hin, dass die Digitalisierung von Führung in einem Ausmaß voranschreiten wird, das wir uns heute noch gar nicht vorstellen können – und oft auch nicht wollen. Zeit und Grund also, dem Thema verstärkt Aufmerksamkeit zu schenken.
Wichtig wäre es, genau hinzusehen, damit uns die Entwicklung nicht irgendwann entgleitet. In seinem Artikel geht es Van Quaquebeke genau darum: Er sensibilisiert für Dynamiken, die sich heute schon abzeichnen, und erklärt, warum die Vorstellung, dass Führung – auch zwischenmenschliche – in Zukunft mehr und mehr Aufgabe von Maschinen werden wird, eine sehr realistische ist. Er zeigt Risiken, aber auch Chancen auf und macht deutlich, was wir jetzt tun können, ja müssen, um von der Dynamik der Leadership by Artificial Intelligence nicht überrollt zu werden. Damit uns Digital Leadership eben keine Angst machen muss.
Welche Rolle spielen Gefühle im Change?
Dass Gefühle im Wandel eine Rolle spielen, ist schon lange bekannt – und wird ebenso lange ignoriert. Selbst wenn Changeverantwortlichen die Bedeutung von Gefühlen im Wandel bewusst ist, gehen sie oft zu wenig differenziert mit dem Thema um, so die Beobachtung von Dieter Lederer. Sie sind zum Beispiel erstaunt, wenn Mitarbeitende auf ein und dasselbe Veränderungsvorhaben komplett unterschiedlich reagieren – die eine mit Freude, der andere mit Wut. Dabei ist dieses Verhalten völlig normal, denn jeder Mensch bewertet Ereignisse vor dem Hintergrund seiner persönlichen Erfahrungen. Laut Veränderungsexperte Lederer kann die Gefühlsbandbreite im Kontext eines Changeprozesses aber sogar nützlich sein: Sie eröffnet eine Perspektivenvielfalt, die der Gestaltung des Wandels guttut. Wie man diese würdigt und sinnvoll nutzt, lesen Sie im Beitrag „Verändern mit Gefühl“.
Viel Spaß und viel Erkenntnisgewinn!
Der Beitrag wurde geschrieben von
Nicole Bußmann,
Chefredakteurin von managerSeminare und Training aktuell
19.09.2022