Die Wirksamkeitskrise

Wenn du zum Südpol kommen willst...

„Wenn du ein Schiff bauen willst … “ Ich nehme an, nahezu jede, jeder kann den Spruch vervollständigen: „… dann lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer.“ Das Zitat von Antoine de Saint-Exupéry ist allerdings ebenso verbreitet wie irreführend. Denn nicht die Sehnsucht, der Sinn, neudeutsch: der Purpose, regt zum Handeln an, sondern das Mehr. Mehr Herausforderung, mehr Kompetenz, mehr Verantwortung, mehr Leistung. So zumindest argumentiert Ingo Hamm in unserem diesmaligen Titelbeitrag zum Thema „Arbeitsmotivation“.
 

Was regt zum Handeln an?

Als Beleg führt der Wirtschaftspsychologe die wohl erfolgreichste Stellenannonce aller Zeiten an: Für seine Südpol-Expedition annoncierte Ernest Shackleton: „Männer für gefährliche Reise gesucht, geringer Lohn, bittere Kälte, (...) ständige Gefahr.“ Hunderte Macher, Koryphäen, Spezialisten – Experten in ihrem Fach – meldeten sich. 
 
Die Shackleton-Story ist freilich plakativ, will aber den Finger in die bisweilen fehlgeleitete Diskussion und fälschliche Interpretation der schwindenden Arbeitsmotivation legen. Jedenfalls kann man aktuell den Eindruck gewinnen, dass die Arbeitsmotivation am Tiefpunkt angekommen ist: Landauf, landab werden Forderungen nach einer Vier-Tage-Woche laut, nach mehr Life als Work, mehr Home als Office, nach Auszeit, Teilzeit, keinesfalls Vollzeit. Und in der Tat: Zahlreiche Menschen sind unglücklich, erschöpft, frustriert von ihrer Arbeit – nicht zuletzt ablesbar an Phänomenen wie Quiet oder Loud Quitting, innerer Kündigung und zunehmenden psychischen Belastungen. 
 

Was tun gegen die Leistungskrise?

Ist aber „weniger machen“ die Lösung? Oder eben die in Beraterkreisen gern gegebene Antwort „Purpose bieten“? Hamm, der in unserem Magazin schon mehrfach publiziert hat, sagt klar: Nein. „Bei der aktuell zu erlebenden Leistungskrise haben wir es nicht mit einem wirtschaftlichen, sondern einem psychologischen Problem zu tun, das viele wirtschaftliche Folgewirkungen hat – und bei dem es deshalb so fatal ist, dass es nicht als solches erkannt wird“, schreibt er. Arbeit sei nicht das Gegenteil eines erfüllenden Lebensbestandteils, viele Menschen wollen eigentlich nicht weniger arbeiten, sondern mehr leben, mehr erleben und vor allem sich selbst mehr erleben. Und da liegt laut Hamm der Hase im Pfeffer: Arbeit heute ist oft so beschaffen, dass wir diese Selbstwirksamkeit nicht erleben. Seine aus der Forschung abgeleiteten Erkenntnisse lesen Sie im Titelbeitrag – verdichtet in sieben Maximen, wie wir (in Unternehmen) wieder zu mehr Leistungslust kommen.
 
Alle Beiträge dieser Ausgabe auf einen Blick:
 

Der Beitrag wurde geschrieben von

Nicole Bußmann
Nicole Bußmann, Chefredakteurin von managerSeminare und Training aktuell
16.08.2024
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