„Zu spät. Zu spät. Zu spät." So heißt ein neues Theaterstück über die Weiterbildungwelt. Inhaltlich dreht sich die Inszenierung um das andauernde Gefühl der Überforderung und der Hoffnung, diesem Druck mit professioneller Hilfe beizukommen. Das Groteske dabei: In den Hauptrollen finden sich Coachs, also Profis in Sachen Selbstoptimierung.
Fünf Frauen und Männer treffen in einem einsamen Haus im Wald aufeinander. Sie kennen sich nicht, haben aber alle dengleichen Beruf: Coach. Anlass ihres Treffens ist der Abschluss ihrer Ausbildung zum Work-Life-Coach. Das Fatale: Der Seminarleiter erscheint nicht. Das ist das Setting des Theaterstücks „Zu spät. Zu spät. Zu spät." Es hat das Hamsterrad des modernen Lebens zum Thema: den permanenten Zeitdruck etwa und den Selbstoptimierungswahn. Die Folie des von Dramatiker Lothar Kittstein und unter Regie von Michael Lippold entstandenen Stücks ist Jean-Paul Sartres Geschlossene Gesllschaft mit der Kernaussage "L´enfer, c´est les autres". Hier erleben die Coachs „Die Hölle, das ist man selbst".
In einem
Interview mit dem Deutschlandradio erklären die Macher, dass die Schauspieler ihre Rollen selbst entwickelt haben. Dafür haben sie sich mit echten Coachs getroffen, einem Hypnosecoach etwa und einer Wirtschaftstrainerin. Das, was von diesen übrig bleibt, ist freilich eine Überzeichnung: ein Coach, der Tarotkarten legt, eine andere, der Kinder coacht. In ihrem „Überforderungsprojekt", so der Untertitel des Stücks, lassen Lippold und Kittstein die als Alpha-Tiere erlebten „Experten für emotionale Steuerung" aufeinanderprallen. Die, die immer spiegeln, treffen auf Spiegel. Wie wilde Tiere im zu engen Käfig. All diese Charaktere sehnen sich nach Ruhe, werden aber panisch, sobald sie eintritt.
Das Stück wurde von drei kleinen Spielstätten in Nordrhein-Westfalen koproduziert (Köln, Bochum, Münster) - und in allen drei Städten läuft es auch. Termine sind
hier einzusehen.
Foto: Meyer Originals, Quelle:
www.alleszuspaet.de
25.11.2013