Es war eine Richtungswahl, weniger eine inhaltliche denn eine zur Frage der Führung des Verbandes. Am 28. Mai wählte der
BDVT Berufsverband für Trainer, Berater und Coachs einen neuen Präsidenten. managerSeminare sprach mit dem Neuen – Stephan Gingter - über den Wahlkampf und die Ziele der Zukunft.
Foto: Das neue BDVT-Präsidium (von links): Bernd Braun, Bruno Schmalen, Dr. Sabine Preusse, Stephan Gingter (hier im Interview), Jutta Timmermanns und Peter Krötenheerdt
Herr Gingter, seit vergangener Woche sind Sie der neue Präsident des BDVT. Wie fühlt sich das an?
Stephan Gingter: Es ist ein wirklich gutes Gefühl! Meine Leidenschaft für den BDVT ist durch die vergangenen Tage noch gestiegen. Die Stimmung bei unserer jährlichen Weiterbildungsveranstaltung, dem BDVT-Camp, war
partnerschaftlich und lernoffen. Die vielen Gespräche dort haben mich in meinem Kurs bestätigt und zeigen mir, welche Energie und welche Lust in diesem unserem Verband bestehen, sich aktiv an der Mitarbeit zu beteiligen.
Welches ist denn Ihr Kurs? Schlagen Sie einen anderen ein als Ihr Vorgänger?
Stephan Gingter: Den Grundkurs des BDVT werden wir fortsetzen. Hier können wir gut an die von Claus von Kutzschenbach als BDVT-Präsident (2010 – 2014) anknüpfen.
Der Unterschied liegt in unserem Führungsverständnis. Mir ist wichtig, die Menschen mitzunehmen, die Wertschätzung für die geleistete ehrenamtliche Arbeit in den Mittelpunkt zu rücken, und in einem Präsidium zu arbeiten, dass die Verantwortung jedes einzelnen Vizepräsidenten deutlicher nutzt, um dann gemeinsam die Themen in die Umsetzung zu bringen. Dabei geht es um eine teamorientierte Führung des Verbandes unter Nutzung der vielen weiteren Leistungsträger im Verband. Mein Führungsverständnis ist es dabei, Freiräume für Entfaltung zu geben, Leitplanken zu setzen, Erwartungen zu definieren und konkrete Rückmeldungen zu geben. Mein Führungsverständnis umzusetzen, ist der Hauptgrund gewesen, als Präsident zu kandidieren.
Es war seit langer Zeit das erste Mal, das zwei Kandidaten zur Wahl standen. Wie haben Sie die Situation erlebt?
Die Situation war zunächst herausfordernd. Schließlich haben beide zur Wahl stehenden Präsidien die Chance gesehen und genutzt, die Mitglieder des BDVT über den Kurs entscheiden zu lassen. Im Rückblick bin ich davon überzeugt, dass das ein guter Weg war.
Den Wahlkampf hat der Verband kommunikativ über verschiedene Mediakanäle geführt. Wie genau haben Sie mit den Mitgliedern kommuniziert?
Wir sind dabei innovativ vorgegangen und haben zunächst die Kandidaten, alle wählbaren Präsidiumsmitglieder, über unseren 14-tägig erscheinenden Newsletter „News & Facts“ vorgestellt. Im Anschluss haben alle Kandidaten vier Fragen im „Twitter-Stil“ (max. 140 Zeichen je Antwort) in Facebook beantwortet. Dann gab es einen Mitgliederaufruf, Fragen zu stellen. Diese wurden in einer von Ulrike Dolle und Hedwig Seipel initiierten und moderierten Online-Kandidatenvorstellung auf Edudip Mitte Mai beantwortet. Insgesamt wurden daraus drei Stunden. Die dann im Chat gestellten Fragen haben wir Kandidaten per E-Mail beantwortet und unsere Wahlprogramme den Mitgliedern über die verschiedenen Kanäle zur Verfügung gestellt. So entstand
größtmögliche Transparenz.
Welche inhaltlichen Ziele haben Sie sich gesetzt?
Zunächst einmal wollen wir den Mitgliedern die Sicherheit geben, dass die Entscheidung für diesen Verband die richtige war, ist und bleibt. Wir werden das in uns gesteckte Vertrauen respektvoll nutzen, um gemeinsam mit allen, die diesen Verband weiter mitgestalten wollen, zur
Nummer eins in der Qualität unter den Berufsverbänden zu machen. Ein sehr wichtiger Schritt ist dabei die Studie: „BDVT – jetzt und in Zukunft“. Dieses Projekt wird von Dr. Sabine Preusse geführt. Im Kern geht es darum, den spürbaren Nutzen des Verbandes für seine Mitglieder auszubauen. Wir haben Mitglieder aus den unterschiedlichen Generationen mit den Themenschwerpunkten Beratung, Training und Coaching. Wir haben engagierte und weniger engagierte Mitglieder, sehen uns als
Berufsverband im Kontext mit anderen Verbänden, als Partner der Wirtschaft und der Politik. Ziel der Studie ist es herauszuarbeiten, wie der BDVT die Weiterbildungsszene inhaltlich und qualitativ mitgestaltet. Dazu werden wir zunächst vorhandene Umfragen und Daten auswerten und dann die Bedürfnisse und Erwartungen unserer Mitglieder in einer Umfrage vertiefend aufdecken. Ergänzend sind für uns die Sichtweisen anderer Verbände, anderer Branchen, die internationalen Anforderungen und die Vorstellungen der Politik wesentlich. Haben wir einen konkreten Überblick über die Trends in der Weiterbildung auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene, erweitern wir die Sicht auf den BDVT um künftige Szenarien, die Grundstein für die strategische Weiterentwicklung des Verbandes sind.
In Ihrem Wahlprogramm war zu lesen, dass Sie die Coaching-Kompetenz des BDVT sichtbarer machen wollen. Ist sie bislang zu stiefmütterlich behandelt worden? Was wollen Sie ändern?
Als Berufsverband für Trainer, Berater und Coachs verfügen wir – schon traditionell mit einer fünfzigjährigen Geschichte über ausgeprägte Kompetenzen in den Bereichen Beratung und Training.
Viele unserer Mitglieder sind als Coach aktiv und erfolgreich. Die inhaltliche Begleitung und Weiterentwicklung ist für uns eine wichtige Aufgabe, der wir uns intensiver widmen werden. Die Herausforderung, die Coachingkompetenz noch deutlicher zu stärken, ist eine unserer zentralen Zielstellungen. Vieles ist schon vorhanden, jedoch noch nicht für alle Mitglieder sicht- und nutzbar.
Ist die Verstärkung der Bemühungen in Richtung Coaching eine Antwort auf die vielen Coachingverbände, die es in der Szene gibt?
Der BDVT wird sich weiter ins Gespräch bringen. Als ständiger Teilnehmer des Round Table Coaching sind wir bereits im Dialog, auch mit anderen Coachingverbänden. Uns liegt am Herzen, die
Qualität des Coaching weiter in den Fokus zu rücken und hier auch in der Wirtschaft ein gefragter Partner zu sein. Dazu nutzen wir die bereits im BDVT durch die Mitglieder vorhandene Kompetenz.
Kurz und knapp: Welches Image möchten Sie dem Verband geben?
Der BDVT ist der Partner der Wirtschaft, wenn es um Training, Beratung und Coaching geht: Er ist der Qualitätsführer unter den Berufsverbänden, der weiterhin partnerschaftlicher Mitmachverband bleibt und durch Fach- und Berufsgruppen sowie die Regional-Clubs konkrete Leistungen für Trainer, Berater, Coachs und Personalentwickler bietet. Die
BDVT-Akademie ist ein Qualitätssiegel am Markt, auf das sich Auftraggeber und –nehmer verlassen.
04.06.2014