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Übersicht AnsprechpartnerEr ist wieder erschienen: der jährlich von Gallup erhobene „Engagement-Index“. Laut dem Beratungsunternehmen gibt er an, wie engagiert die Deutschen arbeiten – oder eben nicht. Dieses Jahr vermeldet Gallup sogar einen Höchststand - bei den inneren Kündigungen. Alarmierende Zahlen, die die Weiterbildner aber vermutlich trotzdem freuen werden.
Und jährlich grüßt... nein, nicht das Murmeltier, sondern der Engagement-Index von Gallup. Vergangene Woche hat das forschungsbasierte Beratungsunternehmen die Zahlen für 2012 veröffentlicht. Demnach hat fast ein Viertel (24 Prozent) der Beschäftigten in Deutschland innerlich bereits gekündigt, 61 Prozent machen Dienst nach Vorschrift, und nur 15 Prozent fühlen eine hohe emotionale Bindung an ihr Unternehmen. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich nicht viel getan: Es ist nur noch etwas schlimmer geworden... (siehe Grafik).
Obwohl sich die Zahlen von Jahr zu Jahr nur wenig verändern, wird der Index jedes Jahr aufs Neue mit Spannung erwartet. Besonders Weiterbildner sind heiß auf die Zahlen. Warum? - Gallup liefert den Weiterbildnern den Grund für ihre Existenzberechtigung. Jahr für Jahr benennt die Studie nämlich die Ursachen für die geringe emotionale Bindung der Mitarbeiter an die Unternehmen: Defizite in der Personalführung. Und so kommt es, dass die Weiterbildner gern Gallup zitieren. Und je oller die Werte, desto doller die Nennungen auf den Präsentationscharts. Trainer, Coachs oder Berater können alles Mögliche mit den alarmierenden Zahlen verkaufen: Mitarbeiterbindungsprogramme, Feedbacktools, Teamtrainings, Incentives, Motivationsseminare....
Bei all den Verkaufsargumenten für Weiterbildung, die die Studie liefert, fällt ein positives Ergebnis schnell unter den Tisch: 91 Prozent der Befragten gaben an, zufrieden mit ihrem Job und ihrer Tätigkeit zu sein. Immerhin. Ohnehin wissen vermutlich nur wenige, wie der Gallup-Index entsteht. 12 Aussagen werden Jahr für Jahr von etwa 2.000 Arbeitnehmern (2012: n = 2.198) auf einer Skala von 1 (stimme überhaupt nicht zu) bis 5 (stimme absolut zu) in einer telefonischen Befragung bewertet. Darunter Aussagen wie „Meine Kollegen haben einen inneren Antrieb, Arbeit von hoher Qualität zu leisten“ oder „In den vergangenen sechs Monaten hat jemand mit mir über meine Fortschritte gesprochen“. Aus den Antworten wird der Index ermittelt – wie genau, das weiß nur Gallup. Das Rechenprozedere gilt als Firmengeheimnis.
Der Verbreitung der Umfrageergebnisse schadet das nicht. Weil Gallup beeindruckend-bedrückende Zahlen liefert: etwa, dass sich die volkswirtschaftlichen Kosten auf 112 bis 138 Milliarden Euro jährlich belaufen. Errechnet hat Gallup auch die Fehltage. Logisch: Beschäftigte ohne Bindung fehlen häufiger, allein dadurch, so rechnet Gallup vor, entstehen Kosten von 18,3 Milliarden Euro jährlich. Dieses Jahr liefert das Beratungshaus zudem Zahlen, was die mangelnde Bindung der Mitarbeiter für die Innovationskraft eines Unternehmens bedeutet. Dafür braucht es freilich nicht viele Worte und auch eigentlich keine Zahlen, denn das dürfte auf der Hand liegen: Emotional gebundene Mitarbeiter äußern mehr Ideen und haben auch die besseren.
Argumentationsfutter liefert der Engagement-Index dieses Jahr erstmals zum Thema „Führung im Zeichen des demografischen Wandels“. Vielleicht sind das sogar die interessantesten Zahlen, die sich durch einen Vergleich der Index-Werte über die Jahre hinweg ergeben. Bei der ersten Erhebung des Engagement Index im Jahr 2001 zählten nur 15 Prozent der deutschen Beschäftigten zur Gruppe der emotional nicht gebundenen Mitarbeiter. Im Jahr 2007 lag dieser Anteil bereits bei 20 Prozent, um 2012 mit 24 Prozent seinen vorläufigen Höchststand zu erreichen. Gallup erklärt den Anstieg mit den Baby Boomern. Ihr Anteil an den Beschäftigten hat sich erhöht, und diese Generation ist laut Gallup die mit dem höchsten Anteil an Inneren Kündigern (29 Prozent, Generation X: 23 Prozent; Generation Y: 18 Prozent). Studienleiter Marco Nink kommentiert: „Die ältere Arbeitnehmergeneration fühlt sich vernachlässigt. Man könnte sie als vergessene Generation am Arbeitsplatz bezeichnen.“
Fürwahr: Derzeit macht sich die Personalentwicklung vor allem um die Generation Y Gedanken: Wie ticken die Jungen und welche Erwartungen stellen sie an ihre Arbeitgeber? Wie muss Weiterbildung für die Gen Y aussehen? Um die Weiterbildung der 50plus-Mitarbeiter indes kümmert sich kaum jemand, ebenso wenig erfahren sie Wertschätzung im Joballtag, frei nach dem Motto: Die sind ja ohnehin da. Das kann übel ausgehen, zumal die Gruppe der 50plus Mitarbeiter in den kommenden Jahren eher noch größer werden dürfte.
Gute Nachrichten für Weiterbildner also: jede Menge neue Verkaufsargumente...