Es gibt ein neues Projekt zum Thema „Neue Arbeit“: Es nennt sich „Humans of New Work" und besteht im Kern aus einer Plattform, auf der Menschen ihre Geschichten, Erfahrungen und Ideen rund um die neue Arbeitswelt erzählen. Die Initiative der Beratungsfirma Soulworx befindet sich gerade im
Crowdfunding. managerSeminare sprach mit Soulworx-Gründerin Julia von Winterfeldt über die Hintergründe des Projekts.
Ihr Projekt heißt „Humans of New Work“. Was verbirgt sich hinter der Idee?
Julia von Winterfeldt:
Wir glauben daran, dass sich Organisationen auf „Neue Arbeit“ einlassen sollten, ganz einfach, weil es die alte nicht mehr lange geben wird. Aufgrund der Digitalisierung, dem Wertewandel in jüngeren Generationen und dem stetigen Marktdruck sind Marken und Organisationen aufgefordert, ihr Selbstverständnis zu überprüfen und ihr Tun und Wirken anzupassen oder gänzlich neu auszurichten. „Humans of New Work" ist ein digitales Storybook, eine Plattform, auf der wir persönliche Geschichten erzählen lassen.
Geschichten von Menschen, die das System Arbeit verändern wollen oder verändert haben. Dabei gilt es nicht nur, die Freigeister der Startup-Welt abzubilden, sondern auch Menschen, die in etablierten Unternehmen ihre Arbeitswelt und Umgebung bewegt haben. Und zwar so, dass eine neue Form der Zusammenarbeit gelebt werden kann. „Humans of New Work“ soll inspirieren und begeistern und letztlich Menschen bewegen, Arbeit für sich neu zu definieren.
Warum braucht es Ihrer Ansicht nach diese Initiative?
Nachhaltige Transformation braucht einen Dreiklang aus Mensch, Organisation und Technologie. Bei den heutigen Bemühungen, sich auf den digitalen Wandel vorzubereiten, wird aus unserer Sicht der Faktor Mensch noch zu sehr vernachlässigt. Stattdessen konzentrieren sich Unternehmen auf eindimensionale Anpassungen von Prozessen und Tools und vergessen dabei zwei wichtige Dimensionen: die Menschen und die Strukturen, in denen sie arbeiten. Eindimensionale Veränderungen können zwar kurzfristigen Erfolg bringen, aber nachhaltige Verhaltensänderungen sind davon nicht zu erwarten. Führung neu leben, Verantwortung anders verteilen und mit einer sich ständig ändernden Welt Schritt halten – das sind nur einige der Herausforderungen des Wandels. Der wichtigste Faktor und gleichzeitig auch der Schlüssel zum Erfolg ist der Mensch. Mit der Plattform möchten wir das Wissen in Form von Praxisbeispielen, neuen Denkmustern und Modellen mit allen, die sich für Neues Arbeiten interessieren, teilen.
Sie wollen das Projekt über Crowdfunding finanzieren. Warum sollte sich für Ihre angedachte Plattform die Crowd engagieren? Was ist der Nutzen?
Das Vorgehen ist aus mehreren Perspektiven interessant. Zunächst einmal natürlich, um Geld zu sammeln für eine gute Idee mit gesellschaftlicher Relevanz. Darüber hinaus aber auch, um eine Idee zu testen und zu promoten. „Humans of New Work" dient in erster Linie dem Dialog und Austausch innerhalb der Community, die sowohl Einzelne als auch Unternehmen mit einschließt. Alle, die Teil der Bewegung für die neue Arbeitswelt sein möchten.
Es ist uns wichtig, New Work nicht als elitäres Thema zu betrachten, sondern eine freie Diskussion zu eröffnen und ein Stück weit zu demokratisieren. Für jeden Menschen ist Arbeit ein wichtiger Bestandteil des Lebens, deshalb ist Aufmerksamkeit und Bewusstsein für das Thema wichtig.
Wie kann der Einzelne profitieren?
Für den Einzelnen bietet „Humans of New Work“ die Möglichkeit, Neues zu entdecken, Ideen zu sammeln, um den eigenen Berufsweg zu gestalten, Insiderinformationen aus Organisationen zu erhalten, die bereits innovative Arbeitskonzepte ermöglichen und die eigene Arbeitswelt auf den Kopf zu stellen.
Arbeit muss nicht 9-to-5 heißen und sich auf die Jobbeschreibung begrenzen, sondern lässt sich heute schon anders und erfüllender gestalten. Dabei kann es helfen, sich mit Gleichgesinnten zu vernetzen und gemeinsam das Neue Arbeiten zu gestalten.
Und die Unternehmen: Was bringt die Plattform ihnen?
Unternehmen können durch „Humans of New Work“ Einblicke gewinnen in den Mitarbeiter der Zukunft, was ihn antreibt, anzieht und in der Organisation hält. Sie können die eigene Haltung, den Sinnzweck und das Selbstverständnis überprüfen und daraus Ansätze für eine menschliche Zusammenarbeiten ableiten. Darüber hinaus können sie von anderen Organisationen lernen, Wissen teilen und sich vernetzen. Wir freuen uns, wenn sich Unternehmen eingeladen fühlen, an der Zukunft von „Humans of New Work" mitzuwirken. Innerhalb des Crowdfundings haben wir einige interessante „Dankeschöns" für finanzielles Engagement ausgeschrieben, die den Unternehmen einen direkten Mehrwert bieten: etwa Coachings, Workshops zur Führungskultur oder einen Salonabend, bei dem wir unsere Erkenntnisse aus 35 Interviews teilen.
Wie sieht Ihre Einschätzung aus: Klappt das Crowdfunding? Und was passiert, wenn bis zum Stichtag nicht die angepeilten 20.000 Euro erreicht werden? Stirbt dann die Idee?
Bisher haben wir sehr positive Reaktionen zu unserer Initiative erhalten, die uns wieder einmal die Relevanz des Themas bestätigen. Nach den ersten Wochen haben wir einen ersten guten Schritt geschafft, brauchen aber weiterhin Unterstützung, gerade von Seiten der Unternehmen.
Sterben wird die Idee aber in keinem Fall, dazu ist die Resonanz einfach zu positiv. Sollte das Crowdfunding nicht klappen, werden wir andere Wege finden, ggf. nach Partnern und Investoren suchen oder das Konzept anpassen.
Und anders herum gefragt: Was steht an, wenn es klappt? Was wird die erste Intervention der Initiative sein?
Erstmal wären wir sehr, sehr dankbar, was wir im übrigen jetzt schon sind. Seit Start der Plattform vor drei Monaten haben wir durchweg inspirierende Menschen kennengelernt und ihre Geschichten erzählt. Das ist für uns eine sehr wertvolle Erfahrung, die wir mit Begeisterung und Herzblut fortsetzen möchten. Darüber hinaus werden wir prototypisch neue Formate produzieren, dazu zählen neben Videos auch Podcasts und Live-Streaming, sodass wir unsere Community aktiv in die Gespräche einbinden können. Ab Herbst werden wir eine Reihe von offenen Veranstaltungen, so genannten Energizern, planen, die einen ausgewogenen Mix aus theoretischem Wissen und Praxisbeispielen in Kooperation mit einzelnen Protagonisten von „Humans of New Work“ bieten. Hier soll mit neuen Denkmustern, Methoden und Modellen experimentiert, geforscht und diskutiert werden. Im Fokus aller Aktivitäten steht, das geballte Wissen - den Collective Genius - zu pflegen, auszubauen und zu teilen.
Gemeinsam können wir die Zukunft der Arbeit gestalten und dafür sorgen, dass Organisationen und jeder Einzelne davon profitieren kann.
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Fotos: Julia von Winterfeldt ist die Gründerin von Soulworx, einer Strategieberatung für Neues Arbeiten und Markenführung im digitalen Zeitalter. Ihr Unternehmen ist Initiator der Plattform „Humans of New Work“.
Fotoquelle: Malina Ebert
03.07.2017