Illusionen der New Work

Missverständnis Menschlichkeit

Hier bin ich Mensch, hier darf ich's sein, und schon ist das Arbeitsleben fein. Die Abwandlung des Faust-Zitats leitet unser diesmaliges Titelthema „Missverständnis Menschlichkeit“ ein. In etwa so lautet nämlich, polemisch formuliert, das Versprechen vieler neuer und als modern geltender Arbeitskonzepte. Sie werden häufig nicht nur damit begründet, dass es sie braucht, um Organisationen besser an volatile, komplexe, ungewisse und widersprüchliche Umweltbedingungen anzupassen. Versprochen wird damit auch, dass das Arbeitsleben humaner wird. 
 
 

Wann sind Organisationen human?

 
In der Tat klingt es human, wenn Organisationen betonen, dass man bei ihnen eingeladen ist, sich als „ganzer Mensch“ einzubringen. Dass man auf transformationale Führung setzt, Hierarchieabbau betreibt, Entscheidungs- und Gestaltungsräume vergrößert und Trainings und Coachings anbietet, wenn es Probleme gibt. Schaut man jedoch genauer hin, liegen diesen New-Work-Zutaten einige Irrtümer zugrunde, meinen unsere Autoren Judith Muster und Kai Matthiesen. Das größte Problem im Denken sehen die beiden Wissenschaftler schon darin, dass zwischen dem „ganzen Menschen“ und dem Organisationsmitglied nicht unterschieden wird. Fünf Trends der neuen Arbeitswelt, die als besonders human gelten, nehmen sie daher in ihrem Artikel unter die Lupe, um zu zeigen: So human ist das gar nicht.
 

Wie vermeiden Organisationen unbeabsichtigte Wirkungen?

 
Jede Handlung, jede Entscheidung, jede Strategie, alles, was in irgendeiner Form willentlich oder auch unabsichtlich getan oder herbeigeführt wird, ruft eine Vielzahl an Wirkungen hervor. Viele als professionell geltende Verfahrensweisen oder Methoden bringen allerdings neben der erwünschten Wirkung unbeabsichtigte Folgen mit sich. Man handelt zwar in gutem Glauben und mit besten Absichten, man entscheidet auf vermeintlich gesicherter Datenbasis – und ist doch nicht gefeit vor einer falschen Folgeneinschätzung. Die Welt ist längst zu komplex, zu ungewiss, um sicherzustellen, dass erwünschte Folgen nicht auch von unerwünschten Nebenwirkungen begleitet, wenn nicht gar überlagert werden. In ihrem neuen Text aus der Rubrik „Musterbruch“ zeigen die Autoren Stefan Kaduk und Dirk Osmetz an Beispielen aus verschiedenen Kontexten, wie und warum beabsichtigte Wirkung nicht erzielt wurde und was vonnöten ist, um den Beipackzettel zu entdecken und nicht in die Fallen unbeabsichtigter Folgen zu tappen. Mehr dazu in ihrem Artikel „Ungewollt folgenreich“.
 
Alle Themen der Ausgabe auf einen Blick:
Viel Freude beim Lesen und viel Erkenntnisgewinn!

Der Beitrag wurde geschrieben von

Nicole Bußmann
Nicole Bußmann, Chefredakteurin von managerSeminare und Training aktuell
18.11.2022
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