„Bei uns steht der Mensch im Mittelpunkt.“ Diesen Satz hört man oft von Personalern. Wie ein Mantra tragen sie ihn vor sich her, als wäre er ein Bannstrahl gegen die Digitalisierung. Sie versichern: Für kreative und komplexe Aufgaben werden auch in Zukunft Menschen, nicht Maschinen gebraucht. Doch so beruhigend diese Botschaft klingt, so wenig muss sie stimmen. Kreativ, komplex und im Kontext denken und handeln – das alles können künstliche Intelligenzen längst, wenn auch noch lange nicht so gut wie wir.
Dass Menschen nicht trotz, sondern gerade wegen der Digitalisierung gebraucht würden, ist daher Augenwischerei, meint Friederike Müller-Friemauth. Sie ist Autorin des diesmaligen Titelthemas von managerSeminare und sieht aus dem Human Resources Management ein
Posthuman Resources Management werden. Nämlich dann, wenn die Digitalisierung so weitergetrieben wird wie aktuell: nach amerikanischem Vorbild und nicht mit europäischem Mindset. Ihre Forderung: kapieren statt kopieren. Und das gelte auch für das HR-Management. Während Recruiting via Künstlicher Intelligenz und digitale Leistungskontrollen via App nahezu geräuschlos Einzug in die Unternehmen halten, bleibe die Frage auf der Strecke: Soll und will HR dazu beitragen, Unternehmen ausschließlich nach kybernetischen Prinzipien zu führen? Die Frage ist keine Frage, sondern bei Müller-Friemauth eine Warnung. Ihr
Text ist ein
Aufruf an die Personalentwicklung, sich bewusst zur Digitalisierung zu verorten und Möglichkeiten zu finden, diese in den hiesigen kulturellen Bewertungsrahmen zu stellen. Nur dann hat sie die Chance, den digitalen Wandel so zu gestalten, dass er dem Menschen dient, nicht schadet.
Warum ist Veränderung eigentlich so schwierig? Wie funktioniert sie trotzdem? Und wie kann Weiterbildung und Personalentwicklung Menschen dabei besser unterstützen? Diese Fragen erforscht Gerhard Roth seit mehr als 25 Jahren. Für seine Erkenntnisse wird der Neurowissenschaftler im April 2019 auf den Petersberger Trainertagen mit dem Life Achievement Award der Weiterbildungsbranche ausgezeichnet. managerSeminare traf ihn im Herbst zum Interview, daher sind einige seiner Antworten bereits in der
aktuellen Ausgabe von managerSeminare nachzulesen.
18.01.2019