Neue Emotionsforschung

Gefühle als Konstrukte

Gefühle sind immer im Spiel. Im Arbeitsleben spielten sie lange keine große Rolle, sie zu zeigen, galt als unprofessionell. Inzwischen hat sich jedoch die Erkenntnis durchgesetzt, dass Gefühle in der Arbeitswelt nicht nur erlaubt, sondern auch gefragt sind. Emotionale Kompetenz gilt als Future Skill, die empathische Führungskraft als Leadership-Ideal. Dass wir gut mit unseren Emotionen – und denen anderer – umgehen können, ist eine wichtige Voraussetzung für das Bestehen in unserer modernen Arbeitswelt. Doch was ist, wenn unsere Annahmen darüber, was Emotionen sind – und wie sie sich zeigen – gar nicht stimmen?
 
 

Wie entstehen Gefühle?

Diesen Schluss lässt das gerade auf Deutsch erschienene Buch „Wie Gefühle entstehen“ zu. Darin stellt die gebürtige Kanadierin Lisa Feldman Barrett unsere bisherigen Überzeugungen auf den Kopf. Der Psychologin und Neuroforscherin zufolge haben wir nämlich keine Emotionen, wir konstruieren sie vielmehr. Und zwar ad hoc, in einem Prozess, in dem biologische, aber auch sozio-kulturelle Faktoren eine Rolle spielen. Diese konstruktivistische Sicht auf Gefühle ist für alle spannend, die sich dafür interessieren, wie man besser mit eigenen und den Gefühlen anderer umgehen kann – etwa für Therapeuten, Coachs und Führungskräfte. Feldman Barretts Forschung legt nämlich nahe, dass wir mehr Einfluss auf unsere Gefühle haben, als wir bislang dachten. Gleichzeitig bedeuten ihre Ergebnisse auch, dass wir im Hinblick auf unsere Überzeugung, Emotionen bei uns – und anderen – treffsicher deuten zu können, vorsichtig sein müssen. Mehr zu ihren Erkenntnissen in dem diesmaligen Titelthema von managerSeminare. 
 

Warum entscheiden wir dumm?

Eigentlich sollte man erwarten, dass es in einer Gesellschaft, die immer besser gebildet ist und in der Wissen leichter zugänglich ist denn je, immer rationaler zugeht. Tut es aber nicht, im Gegenteil: Wer heute die Zeitung aufschlägt, Nachrichten schaut oder sich in den Social Media umtut, erhält den Eindruck, dass Irrationalität allerorts um sich greift. Auch in Organisationen werden nicht selten Entscheidungen getroffen, bei denen man sich hinterher an den Kopf fasst: Wie konnte nur so dumm entschieden werden? Weil Dummheit sich nicht durch mehr Wissen und Bildung ausschalten lässt, erklärt Neurowissenschaftler Henning Beck. Dass z.B. Argumente auch für intelligente, bestens gebildete Entscheiderinnen und Entscheider mehr zählen als Fakten, liegt Beck zufolge daran, dass unser aller Gehirn dazu neigt, in psychologische kognitive Fallen zu tappen. Sein Text „Hirn auf Abwegen“ sensibilisiert für dumme Denk-Dynamiken und zeigt, wie man ihnen entgehen kann.
 
Alle Artikel dieser Ausgabe auf einen Blick:
 
 
Viel Spaß beim Lesen und viel Erkenntnisgewinn!

Der Beitrag wurde geschrieben von

Nicole Bußmann
Nicole Bußmann, Chefredakteurin von managerSeminare und Training aktuell
20.10.2023
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