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Übersicht AnsprechpartnerEr war der Publikumsmagnet schlechthin: Reinhard Sprenger füllte Mitte Mai 2017 die Sitzreihen auf der Messe Personal in Stuttgart. Der Managementexperte redete über eins seiner Lieblingsthemen: Vertrauen. Bereits 2002 veröffentlichte er sein inzwischen zum Bestseller avanciertes Buch mit dem Titel "Vertrauen führt". Die Aussage scheint aktueller denn je, denn in Zeiten der Digitalisierung gehört Kontrolle der Vergangenheit an, Vertrauen erlebt im Unternehmenskontext eine Renaissance.
Kamera: Opendoor Pictures, Köln
„Vertrauen ist eine Pathosformel. Sie steht pars pro toto, etwa für `Wir sind zu langsam`, `Wir sind zu bürokratisch`, `Wir sind nicht kreativ genug`.“ Gleich zu Beginn seines Vortrags machte Rheinhard Sprenger deutlich, warum Vertrauen im Unternehmenskontext Konjunktur hat. Unter der Digitalisierung würden wir die Wiedereinführung des Vertrauens erleben, denn Kontrollverlust positiv formuliert, sei Vertrauen. Und in der Moderne bräuchten wir sogar eine besondere Form von Vertrauen. Immer weniger könnten wir auf die Art des Vertrauens bauen, die uns anthropologisch liegt: Vertrauen durch Vertrautheit. Denn heutzutage bleiben die meisten Menschen, mit denen wir zusammen arbeiten, Fremde. Gefragt sei daher ein Instant-Vertrauen. Und die Basis dafür ist laut Sprenger Selbstvertrauen.
Mit Thesen wie diesen machte Sprenger die Messestände der Personal in Stuttgart für eine Stunde zum verwaisten Ort. Zumindest entstand der Eindruck, dass alle Besucher die Ausstellerstände verlassen hatten, um dem bekannten Managementvordenker auf dem Forum zuzuhören. Und der beeindruckte mit ebenso spitzen wie klugen Aussagen zum Thema Vertrauen und Führung. So zum Beispiel mit dieser Aussage: „Im Grunde ist Vertrauen Erpressung“. Meint: Vertrauen ist eine immense Einzahlung aufs imaginäre Konto und ist sehr viel wirkmächtiger als Macht und Geld. Allerdings, so machte Sprenger ebenfalls in Stuttgart deutlich, ist Vertrauen im Business immer kontextbezogen, es braucht eine dritte Dimension: Ich vertraue dem Mitarbeiter in Bezug auf... . Und es währt nicht ewig. „Starten Sie mit Vertrauen. Wenn der andere aber defektiert, schlagen Sie zurück, und machen Sie klar: So nicht", erklärte Sprenger. Denn wer nicht klar auf einen Vertrauensbruch reagiere, käme nie wieder auf Augenhöhe.
Freilich verdiene jeder Mitarbeiter eine zweite Chance: Die Führungskraft sollte also durchaus wieder mit Vertrauen einsteigen. Eine dritte Chance gäbe es dann jedoch nicht mehr: „Seien Sie hier maximal konsequent und zeigen Sie die Grenzen auf“, erging der Ratschlag des Beraters an die anwesenden Personaler und Führungskräfte. Zudem stellte er klar: „Wenn Sie jemanden nicht vertrauen wollen, arbeiten Sie nicht mit ihm zusammen.“ Schließlich, so machte der Führungsexperte unmissverständlich in Stuttgart klar: „Führung ohne Vertrauen ist unmöglich.“