Peter Kruse im Interview

„Die Führungsmacht ist erschüttert'

Führung ist angegriffen, sie erlebt - um mit den Worten vom Imperator in Star Wars zu reden - eine starke Erschütterung der Macht. Diese These vertrat Prof. Dr. Peter Kruse auf der Messe Zukunft Personal Mitte September in Köln. Ich traf den eloquenten Quer- und Vordenker zum Gespräch über die Herausforderungen für Führung.
„Die Zukunft von Führung: Kompetent? Kollektiv oder katastrophal?" Unter diesem Titel stand der Vortrag von Prof. Dr. Peter Kruse auf der Zukunft Personal Mitte September in Köln. Der vollbärtige Redner hatte nicht nur griffige Thesen und interessante Beobachtungen zum Thema Führung im Gepäck, sondern auch erste Ergebnisse einer Untersuchung, die sein Unternehmen, die nextpractice GmbH, im Auftrag der Inqa und des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales durchführt. Dazu wurden bislang etwa 200 Führungskräfte mit einem aufwändigen Verfahren interviewt. Ich habe selbst daran teilgenommen und kann sagen: anstrengend. Etwa 1,5 Stunden offene Fragestellung. Die Stichworte gibt man selbst, aus den Antworten werden sogenannte Wertewelten generiert. Die Studie ist noch nicht komplettiert, weswegen sich das TV-Interview auf den theoretischen Gedanken dazu fokussiert.

So viel aber vorab: Etwa die Hälfte der Führungskräfte sagen, „ein Paradigmenwechsel ist nicht nötig, wir machen einfach weiter wie bisher“. Die andere Hälfte beginnt, das klassische Verständnis von Führung in Frage zu stellen – allerdings noch ohne konkrete Antworten zu haben, wohin Führung führen wird. Kruse: „Sie wissen zwar sehr genau, was sie nicht wollen. Doch wie die Zukunft der Führung aussehen wird, womit sie also auch ihren eigenen Sehnsuchtsraum füllen könnten – davon haben sie kein konkretes Bild“.

Interessant ist die Befragung auch vor dem Hintergrund einer weiteren von nextpractice durchgeführten Befragung im Auftrag der Gothaer Versicherungen. Dafür wurden Mitarbeiter zu ihrer Sicht auf gute Führung befragt, und zwar vor allem die Digital Natives, die Gen Y, die gemeinhin so begriffen wird, als würde sie Führung nach dem bisherigen Modell unisono in Frage stellen. Doch es zeigte sich ein ähnliches Bild wie bei den Führungskräften: halbe-halbe geteilt, nur konsequenter in der Trennung. Die jungen Leute sind entweder noch im klassischen Karrierekorridor oder auf einem ganz anderen Pfad, auf dem sie Autonomie suchen und Beteiligung verlangen und dabei Führung radikal in Frage stellen. Kruse kommentierte: „Die jungen Leute mit ihren Erwartungshaltungen auf der einen Seite sind ein Spiegel der Unsicherheit der Führungskräfte auf der anderen Seite."

Die Befragung der Führungskräfte ist Teil des Verbundprojektes "Forum Gute Führung", in dessen Rahmen eine Internetplattform entstehen soll. Sie soll zum einen Informationen und Erfolgsgeschichten zum Thema "Gute Führung" zur Verfügung stellen und zum anderen zur Reflexion anregen. Mit im Boot sitzt neben nextpractice u.a. die Firma professore.de, die Blended-Learning-Seminare für Führungskräfte entwickeln und anbieten wird, sowie das Fürstenberg Institut, das ein Führungskräfteentwicklungsprogramm erarbeitet, das eine innovationsföderliche Vertrauenskultur in den Mittelpunkt von guter Führungspraxis stellen will.

Das komplette Interview zum Nachlesen gibt es in der managerSeminare-Ausgabe 190, die am 20. Dezember erscheint.

05.11.2013
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