Die Arbeitswelt 4.0 und ihre Mythen

Behäbige Hierarchien, erstarrte Organisationsstrukturen, träge Prozesse, eine altmodische Führung... Die Schuldigen sind schnell benannt, wenn es darum geht, zu erklären, woran Unternehmen heutzutage kranken. Warum ihnen Innovationskraft fehlt und sie Veränderungen verschlafen. Auch die Lösung scheint bereits bekannt: Sie lautet Selbstorganisation. Zumindest gilt sie zurzeit als das vielversprechendste Mittel für Unternehmen, um sich für die Herausforderungen der Digitalisierung und des disruptiven Wandels zu wappnen.

Das Dumme daran: Die Lösung ist gleichzeitig auch ein Problem. Denn wer von Selbstorganisation redet, muss noch lange nicht wissen, wovon er spricht. Das Konzept wird in vielerlei Hinsicht missverstanden, ist die Beobachtung von Julia Culen. Der Beraterin zur Folge kursieren falsche Vorstellungen ebenso wie überzogene Erwartungen – sowohl in Unternehmen als auch unter Beratern. So ist Selbstorganisation keineswegs eine Erfindung der so genannten New Work. Selbstorganisation gibt es auch in hierarchischen Unternehmen. Und auch anders herum wird kein Schuh daraus: Nur weil ein Unternehmen seine Chefs entmachtet, regiert nicht automatisch die Selbstorganisation. Selbstorganisation gibt es nicht auf Anordnung, ebenso wenig führt sie automatisch zu Innovation und Markterfolg. Welche Mythen sich am hartnäckigsten halten und so den Erfolg von Agilisierung gefährden, hat Culen in zehn Punkten zusammengefasst, nachzulesen in dem diesmaligen Titelthema von managerSeminare.

Wirtschaft lässt sich nicht allein mit Hilfe der Betriebswirtschaftslehre verstehen. Vielmehr bedarf es dafür eines breiten, eines ganzheitlichen Blicks. Einer der Pioniere dieser Erkenntnis ist Fredmund Malik. Seit über 40 Jahren erforscht er, wie Organisationen funktionieren und am besten durch ihre Umwelt navigieren. Aufsattelnd auf Disziplinen wie der Kybernetik, der Systemtheorie und der Bionik hat der österreichische Wirtschaftswissenschaftler zahlreiche systemische Führungsmodelle und Managementtechniken entwickelt, die heute weltweit angewendet werden. Für seine Verdienste wird Malik im April mit dem Life Achievement Award ausgezeichnet. Im Herbst vergangenen Jahres konnte ich ihn an seiner Wirkstätte in St. Gallen treffen. Das Ergebnis: ein Interview, bei dem er auf die aktuellen großen Fragen von Führung und Management blickt – etwa auf die nach dem Umgang mit Komplexität. Hier nachzulesen.
19.01.2018
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