Buchparty 'Shake your Life'

Das Leben ist eine Cocktailbar

Ich war zum zweiten Mal in meinem Leben auf einer Buchparty. Dieses Mal im Shepheard, Kölns (Deutschlands, der Welt...) besten Cocktailbar. Die Location passte zum Buch "Shake your Life". Und das Buch passt zum Leben.

Er ist nervös, sagt er. Es ist sein erstes Buch. Und es trägt autobiografische Züge. Die Anwesenden werden sich vielleicht auch wiederfinden. Ein leises Raunen geht durch die kleine Lifestyle-Bar am Kölner Rathenauplatz vergangenen Donnerstagabend. Natürlich sind sie verfremdet, die Geschichten der Freunde, der Trainingskunden, der Coachees, die in das Buch eingeflossen sind. Ralph Goldschmidt, der Autor, erzählt von der Buchentstehung. Ich werde neugierig. Es ist kein normales Businessbuch, das hier vorgestellt wird, keiner der üblichen Ratgeber. Er wollte über Work-Life-Balance schreiben und ein Buch machen, das auch Männer lesen. "Männerseelen", das kaufen die doch nicht, sagt er. Gereicht werden Fingerfood und - wie es sich in einer Cocktailbar gehört - Cocktails. "Painkiller", "Absolutely Fabulous", "Beam me up, Scotty" lauten die Namen von den Drinks. Mir dämmert´s - diese Getränke spielen in dem Buch eine Rolle. Und diese Getränke gibt es heute - eine eigene Getränkekarte. Wow, ich bin beeindruckt.

Das Mikro geht an Ute Flockenhaus, Programmleiterin des Gabal Verlags, der das Buch herausgebracht hat. Flockenhaus hat das Buch selbst lektoriert, macht sie manchmal, wie sie erzählt, wenn es sich um besondere Bücher handelt. Dieses ist so eines, es ist komplett vierfarbig gedruckt, es enthält Fotos. Von der Bar, von Ralph Goldschmidt wie er den Barkeeper gibt. Sie erzählt vom Ringen mit den Worten, vom Stil, von dem Zulassen der anderen Aufmachung. Das Vorwort heißt "Hi! Und bei Dir?", das Nachwort "Mach´s gut". Und dass sie bei den Dankesworten geschluckt hat. "Und alles begann mit einem flotten Tänzchen..." steht da bei ihr. Sie hat es drin gelassen. Weils stimmt, und weil das Leben manchmal so spielt. Falsche Schlussfolgerungen inbegriffen.

Der Abend ist kurzweilig, es folgt eine Lesung mit verteilten Rollen, Cocktails gehen über den Tresen, zum Abschied gibt´s für jeden ein signiertes Buchexemplar. Später sitze ich zuhause am Schreibtisch vor dem Zubettgehen und blättere noch mal schnell rein. Ein Stapel Postkarten fällt mir auf den Schoß: "Ein Freund ist ein Typ, der Dich mag, obwohl er dich kennt" steht auf einer geschrieben, ich will noch reinlesen, lande bei "Absolutely Fabulous", bei Leistung, Lifestyle, Sex, muss dann aber doch schlafen.

Am nächsten Morgen fange ich von vorne an, das erste Kapitel habe ich durch, bevor ich an den Schreibtisch muss. Der Aufbau des Buches ist klar: Alles spielt in der Bar, im Buch heißt sie Jangada. Bruno ist die Hauptfigur, er ist Trainer, leicht verkorkster Coach, Coaching betreibt er mehr als Barkeeper (Erklärung gibts im Buch). Die Gäste sind die eigentlichen Protagonisten, bzw. ihre Geschichten. Er lockt sie aus ihnen heraus, mal quasseln sie von allein, mal sind sie verschlossen. Er knackt sie, sie knacken auch ihn. Storytelling. Aber nicht der üblen allzu aufdringlichen Sorte. Literarisch ist das vielleicht nicht, aber aus dem Leben. Mit den Worten des Lebens, und die sind manchmal sogar deftig. Am nächsten Tag lese ich mich fest. Nach dem Frühstrück drei Geschichten, den Rest nach dem Besuch im Fitness-Studio. Ich bin fast ein wenig traurig, als ich die letzte Seite zuklappe.

Ich frage mich, ob ich zu schnell gelesen habe. Die Charaktere habe ich lieb gewonnen, sie sind die ganz normalen Helden des Alltags: Ich erkenne mich durchaus wieder, in manchen Sätzen, manchen Problemen. Einmal bin ich baff: Bruno erzählt von einem Seminarbesuch, da wurde man nachts mit der Trillerpfeife geweckt. Ich war bei dem Seminar auch. Die Erinnerung kommt hoch, die Aufgabe lautete "Gib Dein Bestes". Ich hatte mich nicht wie Bruno übergeben, aber die Aufgabe ebenso wenig wie er reflektiert.

Mein Buch ist wie gesagt signiert: "Schön, dass Sie heute dabei waren. Und ich hoffe, dass Sie auch Spaß beim Lesen haben". Ich hatte Spaß beim Lesen, und nicht nur das. Und ich hätte das Buch nie gelesen, wenn mich nicht die Buchparty neugierig gemacht hätte. Jetzt habe ich schon ein weiteres bestellt. Für meine Freundin. Ich bin allerdings sicher: Männer können das auch lesen.

Fotos: Stefan Wernz

21.09.2010
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