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Übersicht AnsprechpartnerWährend viele über "New Work" nur reden, hat HRpepper ernst gemacht: Das Berliner Beratungsunternehmen hat seinen Mitarbeitern die Möglichkeit eröffnet, sich am Unternehmen zu beteiligen. So soll „Augenhöhe" nicht nur ein Schlagwort sein, sondern handlungsleitend für die Berater. HRpepper-Gründer Matthias Meifert erläutert im Interview die etwas andere Art der Unternehmensführung.
Herr Meifert, Sie haben die Mitarbeiter Ihres Unternehmens zu Miteigentümern gemacht. Warum? Was versprechen Sie sich von diesem Schritt?
Die Idee, alle Kolleginnen und Kollegen an dem Unternehmen zu beteiligen, stammt noch aus der Phase der Gründung von HRpepper. Daher fiel die Wahl auch auf die recht ungewöhnliche Rechtsform der „GmbH & Co. KGaA“. Sie macht eine unkomplizierte und risikoarme Beteiligung von vielen möglich. Hinter der Beteiligungsabsicht stecken drei Motive: Zum einen ist für uns das etwas überstrapazierte Wort der „Augenhöhe“ klar handlungsleitend sowohl für das Zusammenspiel untereinander als auch für den Umgang mit unseren Klienten. Eine Beteiligung der Mitarbeiter ist aus diesem Grund nur logisch und konsequent. Zum anderen bin ich begeisterter Anhänger des Konzeptes des „Ownership Thinking“. Es kann nach meiner Auffassung am einfachsten gefördert werden, in dem die Mitarbeiter zu Miteigentümern und die Angestellten zu Unternehmern werden. Daneben geht es auch um Attraktivität: Unsere Berater können letztlich überall arbeiten. HRpepper will eine Employee Experience bieten, die das Unternehmen von anderen Consultingfirmen klar differenziert. Dabei ist die Beteiligung nur ein kleiner Mosaikstein...
Wie genau sind Sie vorgegangen? Wie haben Sie die Mitarbeiter über die Möglichkeiten informiert?
In einem nicht nur für mich sehr bewegenden und emotionalen Meeting habe ich allen Mitarbeitern das Angebot zur Beteiligung gemacht. Jeder konnte sich zwei Aktien je Beschäftigungsjahr von mir schenken lassen sowie weitere Anteilscheine zu einem angemessenen Zeitwert erwerben. Vorab hatten wir diese Eckpunkte in einem Teammeeting diskutiert. Mich hat sehr die Frage bewegt, wovon die Höhe abhängen soll. Herausgekommen ist ein „free Floating“, d.h. jeder Pepper konnte investieren, soviel er wollte. Über den individuellen Investitionsbetrag wurde transparent kommuniziert.
Welche konzeptionellen, organisationalen, strukturellen Vorüberlegungen gab es sonst noch?
Für mich setzt die neue Gesellschafterstruktur nur logisch das fort, was wir schon lange intern ausprobieren und immer weiterentwickeln: eine etwas andere Art der Unternehmensführung. So werden alle Mitarbeiter intensiv am Strategie- sowie Planungsprozess beteiligt und genießen sowohl in ihren Handlungen als auch Entscheidungen große Freiheitsgrade. Um den spezifischen Fähigkeiten jedes Beschäftigten gerecht zu werden, wird ein neues Rollen- und Gremienkonzept eingeführt. Es ist inspiriert von den Konzepten der Selbstorganisation und regelt die Verantwortung jedes Einzelnen abhängig vom Reifegrad und von der Kompetenz. Mit Abschluss der Beteiligungsrunde haben die Organisationsmitglieder nun eine zusätzliche Möglichkeit, auf der jährlichen Hauptversammlung Einfluss auf die Unternehmensentwicklung zu nehmen.
Welche Vorbehalte seitens der Mitarbeiter gab es?
Das erfreuliche war, dass es wenig Vorbehalte gab. Am häufigsten wurden individuelle Steuer- und Finanzierungsfragen erörtert. Dabei hat unser Steuerberater Volker Wiebe uns hervorragend mit seinem Rat unterstützt. Natürlich haben sich alle mit den wirtschaftlichen Kennzahlen des Unternehmens beschäftigt und das Risiko abgewogen, was in jedem Aktienkauf steckt. Alleine diese Diskussion haben uns als Organisation nach vorne gebracht, weil wirtschaftliches Handeln damit viel bewusster von allen wahrgenommen wird.
17 Mitarbeiter haben die Chance ergriffen, was ist mit den anderen?
Die festen Mitarbeiter, die sich noch in Probezeiten befinden oder im Sabbatical sind, erhalten zu einem späteren Zeitpunkt die Chance sich zu beteiligen. Freie Mitarbeiter haben kein Angebot erhalten.
Was sind jetzt die Rechte und Pflichten der beteiligten Mitarbeiter?
Die Mitarbeiter sind vollwertige Aktionäre der Organisation und haben daher alle Rechte und Pflichten von Anteilseignern.
Mit welchen Schwierigkeiten rechnen Sie?
Wir haben gerade ein 2,5tägiges Retreat miteinander abgeschlossen, was mich sehr darin bestärkt, dass dieser Schritt genau richtig war. Spannend wird die Frage in der Zukunft werden, wie wir mit weiterem personellen Wachstum und der Beteiligungsoption umgehen. Das ist keine theoretische Diskussion, denn wir planen in 2017 acht neue Berater einzustellen.
Woran zeigt sich für Sie der Erfolg dieses Schrittes der Beteiligung?
Der Erfolg wird sich mittelfristig zeigen in den Dimensionen Engagement, Attraktivität und wirtschaftlicher Erfolg.