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Trainingsspiel 'Schwebekanne': Jeder zieht an seinem Strang

Geduld und Fingerspitzengefühl brauchen die Teilnehmer, um die 'Schwebekanne' gemeinsam zu bewegen. Das verspricht Spannung und gute Unterhaltung für die Mitspieler – doch liefert es auch Erkenntnisse für den Seminarleiter? Training aktuell hat das Spiel getestet.

Das Angebot: Wie arbeitet das Team zusammen? Wie führt die Führungskraft? Diese beiden Fragen können mithilfe der 'Schwebekanne' beantwortet werden, verspricht der Anbieter Akzente Seminarübungen aus dem österreichischen Absam.

Der TA-Check: Unter freiem Himmel soll die Testrunde stattfinden – wegen des großen Platzbedarfs für das Spiel. Ein knallbuntes Set mit Kanne, Seilen und Bechern wartet nun in der Sonne auf die Teilnehmer – und sofort breitet sich die heitere Stimmung eines Kindergeburtstages aus. Den Spieltrieb der Teilnehmer will ich nicht lange bremsen; die Herausforderung erklärt sich quasi von selbst: An der Schwebekanne, die mit Wasser gefüllt ist, ist für jeden Mitspieler ein Seil befestigt. Mithilfe der Taue soll das Team die Kanne bewegen – und dabei möglichst gleichmäßig vier Becher befüllen. Ungeduldig legen die Mitspieler los – und erkennen schnell, dass die Aufgabe ihre Tücken hat. Eine gute Koordination aller Seilträger ist notwendig, um das Gefäß über die Becher zu dirigieren. Und ein System muss her, um das Wasser gleichmäßig zu verteilen. Nach einigen Versuchen wird klar: Mit einem schwebenden Verfahren kommt die Gruppe nicht zum Ziel. Die Kanne wird abgesetzt und über die Vorderkante gekippt – so lassen sich die Becher befüllen. Nach zehn Minuten ist die Aufgabe geschafft, die Gruppe ist stolz auf ihren Erfolg.

Nun teste ich die zweite Einsatzmöglichkeit des Spiels: Die Aufgabe bleibt gleich, sechs Mitspielern werden jedoch die Augen verbunden. Eine sehende 'Führungskraft' soll sie und damit den Weg des Wassers dirigieren. Im Blindflug lässt sich die Aufgabe jedoch nicht lösen, wie sich nach zwei Versuchen herausstellt. Obwohl beide 'Führungskräfte' mit großer Ruhe und Übersicht ihr Team dirigieren, bewegt sich der Schnabel nur langsam zum Becher. Beim ersten Versuch kippt die Kanne, der zweite Versuch führt lediglich zur Asphaltbewässerung. Die Mitspieler sind unzufrieden mit den leeren Bechern – und haben dennoch eine Erfahrung gemacht: 'Ich hatte nicht gedacht, dass es so schwierig ist, die richtigen Anweisungen zu geben', sagt einer der Koordinatoren baff. Entspannt zeigt sich hingegen das geführte Team: 'Dieser Durchgang war für mich wesentlicher angenehmer, weil ich nur Anweisungen befolgen musste', so eine Mitspielerin.

Der TA-Eindruck: Meine Testgruppe kann sich schnell und ausnahmslos für die Aufgabe begeistern und legt eifrig los. Der Vorteil für mich: Als Trainer kann ich mich im Hintergrund halten und muss nur selten eingreifen. Ein weiterer Pluspunkt der Spielidee: Nur gemeinsam kann die Gruppe die Kanne bewegen, ein einziger Ruckler kann die Stabilität des Gefäßes gefährden. Das führt dazu, dass jeder ins Spiel eingebunden wird, sich niemand zurückzieht. Bei der zweiten Spielvariante, in der ein Mitspieler die anderen anleitet, ist die Reflexionsrunde ergiebig. Warum konnte mein Team meine Anweisungen nicht umsetzen? Wo hätte ich anders kommunizieren müssen? – Die Testkandidaten kennen die Antworten. Kürzer fällt die Auswertungsrunde nach der ersten Spielvariante aus, in der das Team die Aufgabe gemeinsam löst. Allerdings entwickelt die Gruppe hier viel gemeinsame Energie und großes Engagement – die der Trainer gut nutzen kann, um ins Seminar einzusteigen.

TA-Fazit: Erfreut die Teilnehmer – aber fordert das Trainerbudget wegen des hohen Anschaffungspreises. 

Schwebekanne. Akzente Seminarübungen, Wimmer & Neswadba, Absam 2009, 229 Euro
Autor(en): (Corinna Moser)
Quelle: Training aktuell 09/09, September 2009
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