Wahre Verhaltensänderung lässt sich nicht durch reine Wissensvermittlung antrainieren, sondern setzt eine Veränderung der eigenen Einstellung voraus, ist Thomas Weil überzeugt. Sein neues Businesstraining 'Free the Limbic' setzt deshalb am limbischen System an und kombiniert klassisches Verhaltenstraining mit Techniken aus der Stress- und Traumatherapie.
Warum weiß ein Hund immer, ob sein Gegenüber Angst hat? Warum ist das Wochenende ruiniert, wenn man freitags überraschend für Montag zum Chef geladen wird? Und warum versagt im entscheidenden Moment die Stimme, auch wenn die Rede noch so oft geübt wurde?
Schuld an all dem ist das limbische System, jener archaische Teil des Gehirns, in dem die Hirnforschung die emotionale Intelligenz verortet. Während im Frontalhirn alle bewussten Denkvorgänge stattfinden, werden im limbischen Teil unsere Gefühle und Triebe verwaltet, intuitive Entscheidungen getroffen und unser Sozialverhalten gesteuert.
Grundidee: Echte Verhaltensänderung kommt von innenGenau dort will deshalb das neue Trainings- und Coaching-Format 'Free the Limbic' ansetzen: Statt nur über das Großhirn Wissen zu vermitteln und Verhaltensmuster einzuüben, soll das Format insbesondere bei Führungskräften und Verkaufsmitarbeitern nachhaltige Entwicklungsprozesse anstoßen. Dafür setzt das Training bei der inneren Haltung der Teilnehmer an. Denn diese, so Thomas Weil, Geschäftsführer und Gründer der Free the Limbic Consulting GmbH, Kassel, entscheidet darüber, ob eine Beziehung zwischen zwei Menschen funktioniert – und damit beispielsweise auch, ob ein Verkäufer erfolgreich ist. 'Eine unstimmige innere Haltung wird unser Gegenüber immer irritieren, selbst wenn wir gelernt haben, uns völlig im Griff zu haben. Der Funke springt einfach nicht über', betont Weil. Vielmehr löst die Irritation eine Ausschüttung von Stresshormonen aus, die das Verhalten der Beteiligten negativ beeinflussen.
Die Methode: ROMPC für den BusinesskontextUm diesen Mechanismus zu durchbrechen, bedient sich Weil der Beratungsmethode ROMPC, die er zusammen mit seiner Frau Martina Erfurt-Weil vor zehn Jahren entwickelt hat. Das Kürzel steht für Relationship-Oriented Meridian-Based Psychotherapy, Counselling and Coaching und beschreibt ein neuropsychotherapeutisches Verfahren zur Stressreduktion und der Behandlung posttraumatischer Störungen. Mit 'Free the Limbic' hat Weil die Methode nun für den Business-Kontext adaptiert. Anders als in der ROMPC-Therapie geht es hier nicht um Heilung, sondern darum, die Menschen fit zu machen für ihren Job, erklärt der Kasseler Berater: 'Wir untersuchen vor allem, wie sich jemand selbst im Weg steht, nicht warum.'
Das Training: Besser lernen ohne BlockadenDas Vorgehen ist bei beiden Ansätzen ähnlich: Durch Fragen, Rollenspiele oder die Begleitung im Berufsalltag identifiziert Weil die inneren Blockaden, die seine Klienten daran hindern, ihre Fähigkeiten voll auszuschöpfen. Er unterscheidet drei Arten von Stressoren:
1. Unrealistische Selbstansprüche: 'Ich bin nur gut, wenn ich immer alles selber mache.'
2. Galoppierende Gruselfantasien: 'Wenn ich meine Meinung sage, wird mir sofort gekündigt.'
3. Einschränkende Grundüberzeugungen: 'Bei mir klappt das sowieso nicht.'
Abgestimmt auf die individuellen Blockade-Konstellationen üben die Teilnehmer anschließend die passenden Entkoppelungsmechanismen aus dem ROMPC ein. Während sie ihre Stressoren fokussieren, führen sie beispielsweise rhythmische Interventionen durch: Sie klopfen auf Meridianpunkte, rollen ihre Augen nach einem bestimmten Muster oder führen Atemübungen durch. Dadurch wird das limbische System angeregt, das Hormon Oxytocin auszuschütten, das für Entspannung sorgt und so die inneren Blockaden abbaut. 'Deshalb finden Menschen wieder Zugang zu ihren Ressourcen und werden aufnahmefähiger', erklärt Weil. Das anschließende Verhaltenstraining sei damit deutlich effizienter, so der Kasseler Coach. Ab 2010 ist eine Ausbildung zum 'Free the Limbic'-Coach geplant.