Inspiration

Serie 'Kommunikationsübungen'

Die Sprachannäherung

Die gleiche Sprache sprechen und dadurch Verständnis zeigen – das wünscht sich jeder Coach. Doch in der Praxis ist es nicht einfach, den Ton des Coachees sofort treffen. Zwei Übungen erleichtern die Einstellung auf unterschiedliche Ausdrucksstile. Erster Teil einer neuen Serie.
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Jeder Klient hat seine eigene Tonlage. Der eine klingt wie ein Fußballreporter: laut, dramatisch, fordernd. Der andere klingt wie ein Diplomat: leise, abwägend, beschwichtigend. Wenn es dem Coach gelingt, diese Sprache aufzugreifen, wird es leichter, die gleiche Wellenlänge zu finden – ihn besser zu verstehen und selbst besser verstanden zu werden. Ziel der Übung 'Sprachannäherung' ist es deshalb, sprachliche Unter- oder Übertreibungen zu registrieren sowie die Sprache des Klienten aufzugreifen und dadurch den Rapport und die Erfolgschancen des Coachings zu erhöhen.

Der Coach sucht sich aus seinem Regal ein belletristisches Buch, am besten mit vielen Dialogen. Es kann ein moderner Roman sein oder auch ein dramatischer Klassiker. Am besten suchen Sie sich eine Passage, in der ein spannender Dialog spielt. Nun achten Sie bitte genau darauf: Welche Figur bedient sich welcher Sprache? Welche Wörter und Satzformen sind typisch? Wer spitzt zu, wer wiegelt ab? Bitte machen Sie sich Notizen. Nehmen wir an, Sie könnten als Coach in die Szenen eingreifen und wollten die jeweilige Sprache verwenden: Welche Unterschiede müssten Sie berücksichtigen? Probieren Sie ein paar Interventionen.

Ein Vertriebsleiter erzählt eine Szene, die sich zwischen ihm und einem Außendienstler abgespielt hat: 'Ich baue mich vor ihm auf, geladen wie eine Kalaschnikow. Mein Herz hämmert volle Pulle. Ich weiß ja, wie er seine Kunden betreut: Das ist die größte Katastrophe, das ist der purste Irrsinn. Das hat nichts mit Freundlichkeit zu tun, das ist ein Mega-Tritt in den Hintern. Eine Vertreibung zur Konkurrenz. Ich bin beherrscht, äußerst beherrscht, doch mein Magen bebt, und ich merke: Gleich haut‘s mir die Sicherung raus!'

Versuchen Sie als sein Coach nun, die Aussage so nüchtern wie möglich zu paraphrasieren. Die Umschreibung könnte beispielsweise lauten: 'Sie spürten eine gewisse Unzufriedenheit mit Ihrem Außendienstler, besonders über die Mängel seiner Kundenbetreuung. Trotzdem waren Sie bemüht, Ihre Beherrschung zu bewahren, auch wenn dies letztlich zu scheitern drohte.' Nun folgt der nächste Schritt: Bitte vergleichen Sie als Coach die Fassung des Klienten und Ihre nüchterne Paraphrase. Was fällt Ihnen auf?

Extra:
  • 'Die 100 besten Coaching-Übungen' von Martin Wehrle gibt es auch als Buch:
Autor(en): Martin Wehrle
Quelle: Training aktuell 06/11, Juni 2011, Seite 21-23
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