Die Gedanken eines Coachs können während des Coachings an drei Orten sein: beim Klienten (was sagt und fühlt er?), bei sich selbst (was geht in meinem eigenen Kopf vor?) oder auf der Tribüne (was passiert zwischen mir und meinem Klienten?). Ein professioneller Coach nimmt diese drei Filme bewusst gleichzeitig wahr: Er denkt also du-assoziiert, ich-assoziiert und auf der Meta-Ebene.
Die Übung 'Tribünenplatz' hilft Coachs, dafür ihre Wahrnehmung zu schärfen, damit sie empathischer reagieren können. Zugleich lernen sie, eigene Assoziationen im Coaching-Gespräch zu nutzen und den Prozess so besser zu steuern.
Stellen Sie sich vor, eine Freundin berichtet Ihnen, sie sei gestern auf der Autobahn liegen geblieben – auf einer einsamen Strecke, mitten in der Nacht. Horchen Sie genau in sich hinein: Was regt sich bei Ihnen? Welche eigenen Erinnerungen und Ängste steigen auf? Was denken und fühlen Sie in Bezug auf Ihre Freundin? Schreiben Sie einige Ihrer spontanen Reaktionen auf.
Gehen Sie dann Ihre Antworten einmal durch: Welche Gedanken sind ich-, welche du-assoziiert? Kommt die Meta-Ebene vor? Beispielsweise könnten die Gedanken, die Ihnen beim Zuhören durch den Kopf gehen, so aussehen:
- Meine eigene Autobahn-Panne vor fünf Jahren.
- Mein Auto sollte mal wieder zum Service!
- Das war sicher eine bedrohliche Situation für die Freundin.
- Was hat sie eigentlich unternommen?
Diese Assoziationen sind typisch: An erster Stelle stehen Ich-Assoziationen (hier sind es zwei). Erst dann folgen die Du-Assoziationen. Und die Tribüne, sprich die Meta-Ebene, fehlt in der Regel gänzlich.
Was bedeutet das fürs Coaching? Im Alltag führen solche Ich-Assoziationen zu Äußerungen wie: 'Habe ich auch schon erlebt ...' Die Folge: Der Lichtkegel der Aufmerksamkeit wird vom Gesprächspartner genommen und auf die eigene Person gerichtet. Das ist eine Kapitulation der Empathie – und ein Tabu für Ihre Arbeit als Coach.
Extra:- Tipp: Weiterführende Literatur zum Thema