Knapp 20 Jahre nachdem Marshall Rosenbergs Buch 'Gewaltfreie Kommunikation' in deutscher Sprache erschienen ist, unterzieht Markus Fischer das Konzept einem Update, das er als respektvollen Beitrag zur Weiterentwicklung von Rosenbergs Ansatz verstanden wissen will.
Dabei geht es Fischer vorrangig um die Persönlichkeit des Einzelnen, weniger um seine Rhetorik. Er will sich nicht mit der Frage 'Wie sagt man es gewaltfrei?' aufhalten, für ihn ist entscheidend, ob die Haltung gewaltfrei ist. Zunächst skizziert er wesentliche Begriffe und Grundlagen der klassischen Gewaltfreien Kommunikation und ihrer Phasen des Lernens, Integrierens und Lebens. Wichtig ist ihm, das Konzept wieder deutlicher auf ein Wertefundament von individueller Freiheit, Verantwortung und Entwicklung zu stellen, das ihm im gegenwärtigen Mainstream verschüttet erscheint.
Der Autor verbindet Rosenbergs Konzept mit aktuellen Forschungsergebnissen aus der psychologischen Entwicklungstheorie und entwickelt so einen neuen Ansatz, der die verschiedenen Entwicklungsstufen eines Menschen – instinktive, egozentrische, konformistische, rationale, pluralistische, integrale – und seine Entwicklungsrichtungen – reifer werden, besser werden, sich schützen – berücksichtigt. Dieser Prozess sich individuell wandelnder Wahrnehmung der Welt lässt sich Fischer zufolge mit den Bedürfnissen aus der Gewaltfreien Kommunikation sehr gut in Übereinstimmung bringen, wofür er einen recht überzeugenden Weg gefunden hat.
Zudem beschreibt er treffend das weithin grassierende Missverständnis der Gewaltfreien Kommunikation als desinfizierte Rhetorik zur Darstellung innerer Befindlichkeit und äußerer Nettigkeit. Sein Fokus in der Fortentwicklung des Rosenberg'schen Konzepts lässt sich in einem seiner Kernsätze zusammenfassen: 'Das grundlegende Problem der Gewaltfreien Kommunikation ist nicht die Methode, sondern der Anwender.'
TA-Fazit: Beinhaltet sehr empfehlenswerte Anregungen für Führungspersonal und Coachs.
Markus Fischer: Die neue Gewaltfreie Kommunikation, 216 Seiten, Business-Village 2020, 24,95 Euro.