Für alle Fragen rund um unsere Webseite, unsere Medien und Abonnements finden Sie hier den passenden Ansprechpartner:
Übersicht AnsprechpartnerBeitrag von Matthias Kolbusa aus Training aktuell 09/22, September 2022
Ich erinnere mich an den Kick-off eines Großprojekts, zu dem ein Teil des Projektteams unvorbereitet erschienen ist. Die Mitglieder saßen gelangweilt an ihren Tischen. Auf meine Frage, wo denn ihre vorbereiteten Unterlagen seien, wurde mir entgegnet, sie seien einfach nicht dazu gekommen. Also erinnerte ich sie daran, dass wir vereinbart hatten, dass sie auf jeden Fall liefern würden, und fragte, wie wir produktiv miteinander arbeiten sollten, wenn sie ein derart unzuverlässiges Verhalten an den Tag legten.
Die Gesichter färbten sich rot. Doch weil sie nur schweigend dasaßen, setzte ich noch einen drauf und meinte, es sei wohl das Beste, wenn sie nun den Raum verließen. Verwundert und mit großen Augen schauten sie mich an: „Wie bitte? Wir sollen rausgehen?“ – „Ja, Sie sitzen hier nur herum und wollen scheinbar mit den Themen nichts zu tun haben, zu denen wir Aufgaben verteilen. Wozu sind Sie überhaupt hier?“ Eine kurze heftige Diskussion entstand, aber schließlich fingen sie an, zu arbeiten.
Natürlich gab es nach dem Kick-off eine Beschwerde über mich. Ich hatte aber schon im Vorfeld mit dem Auftraggeber geklärt, wie ich mit Unzuverlässigkeit umzugehen pflege. Als wir dann über den Vorfall sprachen, grinste er nur und meinte, er kenne seine Pappenheimer. Im Folgenden stellte er fest, dass meine Standpauke gewirkt hatte.
Solche Situationen erlebt immer wieder, wer sich um die Entwicklung von Menschen und Organisationen bemüht. Wenn die Kutsche nicht geschmiert ist, kann das Zugpferd ziehen, wie es will. Ohne Mitwirkung geht nichts voran. Ob das Meeting schlecht vorbereitet ist, bei der Seminarserie die Hausaufgaben fehlen oder der Coachee seine Tagesaktivitäten nicht protokolliert hat: Verlässlichkeit ist essenziell, Unzuverlässigkeit nicht tolerierbar.
Leisten die Klienten ihren Beitrag nicht, schädigen sie im Wesentlichen sich selbst. Zusätzlich verschwenden sie aber auch unsere Zeit – Zeit, die uns bei anderen Engagements fehlen und zu einem unangenehmen Lawineneffekt führen könnte. Deshalb müssen wir das mutig, klar und deutlich benennen, damit es am Ende nicht heißt, wir hätten ein Ergebnis versprochen und nicht wie vereinbart geliefert.
Auf keinen Fall dürfen wir dabei den Fehler machen, Prokrastinierer immer wieder an ihre Jobs zu erinnern. Besser hinterlassen wir sofort eine starke Duftmarke, um die nötige Verlässlichkeit gleich zu Beginn zu etablieren. Wenn wir uns nicht frühzeitig Respekt verschaffen, geht es nachher drunter und drüber, und das fällt schließlich auf uns zurück.
Sie möchten regelmäßig Beiträge des Magazins lesen?
Für bereits 10 EUR können Sie die Mitgliedschaft von Training aktuell einen Monat lang ausführlich testen und von vielen weiteren Vorteilen profitieren.