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Übersicht AnsprechpartnerBeitrag von Horst Lempart aus Training aktuell 06/24, Juni 2024
Glück ist lernbar. Glück ist eine Entscheidung. Die Ratgeberliteratur und Kursangebote vieler Glücks-Coachs geizen nicht mit Hinweisen darauf, dass jeder Mensch für sein Glück selbst verantwortlich ist. Dabei gibt es einen Unterschied zwischen „Glück haben“ und „glücklich sein“: Die sechs Richtigen im Lotto, der spontane Termin beim Arzt, die „geglückte“ Anschlussverbindung bei der Bahn – dieses Glück stellt sich ohne unser Zutun ein. Wie lange die Freude über dieses Glück anhält, ist jedoch subjektiv: Selbst der Treffer im Lotto erlaubt noch keine Prognose, wie lange der Gewinner sich über dieses Glück freuen oder ob „Glücklichsein“ die Folge sein wird.
Denn ein solches ist wesentlich schwerer zu definieren. Glücklichsein bedeutet – zumindest wenn es nach Erich Fromm geht: „ein erfülltes, nicht entfremdetes Leben“ zu führen. Weiter heißt es bei Fromm: „Der Mensch, der nicht mehr vom Haben, sondern vom Sein bestimmt wird, kommt zu sich selbst, entfaltet eine innere Aktivität, die nicht mit purer Geschäftigkeit zu verwechseln ist, und kann seine menschlichen Fähigkeiten produktiv einsetzen.“ Für mich klingt das nach der Fähigkeit, sich selbst als wirksam zu erleben, sich ein soziales Netz aufzubauen und mit Widersprüchen und Mehrdeutigkeiten umgehen zu können – und somit vor allem nach Zufriedenheit.
Aber ist Zufriedenheit ausreichend – oder ist sie eher die kleine hässliche Schwester des Glücks? In einer Beziehung weicht das Verliebtsein irgendwann der Liebe. Vielleicht ist es mit dem Glück ähnlich. Die glücklichen Momente verdichten sich zu einem zufriedenen Leben. Für mich klingt das weniger anstrengend, als immer glücklich sein zu wollen – oder zu müssen. Denn das wird uns ja allenthalben vorgehalten: Wer nicht dauerhaft glücklich ist, ist selbst schuld, hat sich und sein Leben nicht im Griff – eine Ansicht, die auf viele Menschen einen enormen Druck ausübt und letztlich unglücklich macht.
Coaching kann dabei unterstützen, die „Be happy“-Kultur individuell zu hinterfragen und sich vor Augen zu führen: Zufriedene Menschen sind keine dauerhaften Glückspilze. Sie sind deshalb zufrieden, weil sie resilient sind und mit Phasen von Pleiten, Pech und Pannen besser umgehen können als andere. Sie sagen „Pech gehabt!“ und vertrauen darauf, dass es auch wieder besser wird. Oder mit einem Zitat aus der Operette „Die Fledermaus“ von Johann Strauss ausgedrückt: „Glücklich ist, wer vergisst, was nicht mehr zu ändern ist.“ Annehmen können, dass sich manche Dinge unserem Einfluss entziehen und eben nicht in unserer Verantwortung liegen, macht glücklich.
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