Reflexion

Denkimpuls
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Erfolgreich scheitern

Egal ob in der Weiterbildung oder im Unternehmensalltag – Scheitern wird noch immer vornehmlich als Störfaktor betrachtet. Dabei ist es ein notwendiger Schritt auf dem Weg zum Erfolg. Coach und Supervisor Horst Lempart mit einem Plädoyer für die Niederlage.

Oft habe ich Menschen in meinen Coachings, die mir von ihrem Scheitern berichten: der gescheiterten Karriere, dem gescheiterten Vorstellungsgespräch, der gescheiterten Partnerschaft, dem gescheiterten Neuanfang. Scheitern wird als Niederlage, als Störfaktor erlebt: Ich bin nur etwas, wenn ich Erfolg habe. Dabei gehört Scheitern so selbstverständlich zum Leben wie der Konflikt in das soziale Miteinander. Gekonnt Scheitern ist nicht nur eine Charakterstärke, sondern fördert die Resilienz. Wer gelernt hat, seine Erfahrungen aus dem Scheitern in eine alternative Planung einzubauen, kann daraus wertvolle Kraft schöpfen.

Es kann ungemein motivierend wirken, sich von der Last des „Selber schuld!“ zu befreien.

Doch wie genau gelingt das? Die Kunst erfolgreichen Scheiterns liegt vor allem darin, die Ursachen für den Fehlschlag nicht ausschließlich bei sich selbst zu suchen. Natürlich macht es Sinn, darüber nachzudenken, was man selbst beim nächsten Mal anders und besser machen kann – jedoch ohne darin stecken zu bleiben. Denn wer die Verantwortung ausschließlich bei sich sucht, könnte den Mut verlieren, etwas zu wagen. Daher gilt es auch, zu fragen, welche Rahmenbedingungen dazu beigetragen haben könnten, dass es zum Scheitern kam: andere Beteiligte, fehlende Informationen, Zeitplanung, Ressourcen etc. Es kann ungemein motivierend wirken, sich von der Last des „Selber schuld!“ zu befreien. Selber schuld, wer nichts daraus macht. „Jetzt erst recht“ könnte eine hilfreiche Überzeugung lauten.

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Scheitern ist kein Makel

Unterstützen wir uns selbst und unsere Klienten also darin, das Scheitern nicht als einen „Makel“ zu begreifen. Reden wir drüber! Gehen wir offen damit um. Dann werden wir feststellen, wie oft erfolgreiche Menschen im Vorfeld gescheitert sind. Erfolg hat nämliche eine wesentliche Eigenschaft. Er ist wie ein Eisberg: Was die Leute sehen, ist nur die (erfolgreiche) Spitze, die wesentlichen Dinge (die vielen Bruchlandungen und Ehrenrunden) bleiben im Verborgenen. Das wusste auch Albert Einstein, der uns ein wichtiges Zitat für die Arbeit am Scheitern hinterlassen hat: „Zwei Dinge sind zu unserer Arbeit nötig: Unermüdliche Ausdauer und die Bereitschaft, etwas, in das man viel Zeit und Arbeit gesteckt hat, wieder wegzuwerfen.“ Einstein ist viel häufiger gescheitert, als er erfolgreich war. Aber jedes Scheitern war eine Treppenstufe zu seinem Erfolg – und zu der Erkenntnis: Manchmal kann man einfach weniger Glück haben. „Schuld war das Pech!“ – Eine äußert befreiende Sichtweise für die nächsten Testschleifen.

Der Autor: Horst Lempart ist Coach, Supervisor und Speaker. Er hilft seinen Coachees dabei, die eigenen Überzeugungen aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten und sich so aus festgefahrenen Situationen zu befreien. Er führt eine eigene Praxis in Koblenz und hat zahlreiche Fachartikel und Bücher rund um Coaching veröffentlicht. Kontakt: horstlempart.de

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