Gerade hat Rudolf Repgen einer Top-Führungskraft sein Advanced Management Program vorgestellt. 'Wäre das etwas für Sie?', fragt der Bildungsmanager vorsichtig. 'Klar, gerne', antwortet der Topmanager, 'welches Thema soll ich unterrichten?' Vorne stehen, den Vortrag halten, die Welt erklären, das liegt dem Vorstand. Aber auf die Idee, dass Repgen nur zur Teilnahme am Programm einladen will, kam der angesprochene Vorstand gar nicht.
Aus solchen Gesprächen geht Repgen, Leiter der IESE Business School in Deutschland, einigermaßen verblüfft heraus. 'Lehren ja, lernen nein', so lautet überspitzt der Eindruck, den er aus Kontakten mit manchen Topleuten mitnimmt. 'Bei Weiterbildung denken die meisten Führungskräfte erst einmal nicht an sich selbst', sagt der Münchner IESE-Mann, der das 20-Tage-Seminar vermarktet.
Mit seiner Beobachtung ist er nicht allein. Zwar ist lebenslanges Lernen ein gängiger Imperativ, der von Personalressorts, Seminaranbietern und Bildungspolitikern gleichermaßen wiederholt wird. Aber die oberste Klasse des Managements scheint sich davon auszunehmen: Wer einmal in einem Büro auf der Teppichetage angekommen ist, geht nicht auf Kurse und sieht den Seminarraum nicht mehr von einem Teilnehmerstuhl aus. Die CXO-Liga, so scheint es, besteht aus Weiterbildungs-Autisten.
Indizien dafür gibt es zuhauf – etwa ein Seminar der Managerschmiede Insead: 'Keine deutschen CEOs an Bord', so lautete die Botschaft bei einer der letzten Durchführungen des Avira-Programms. Zwar waren in diesem Fünf-Tage-Programm reichlich Teilnehmer aus der weltweiten CXO-Liga, etwa der Finanzvorstand der Fluggesellschaft Lan Chile, aber eben keine Vorstände aus Deutschland.
Extras:- Von Effizienz bis Interaktivität: Welche Anforderungen ans Lernen CXOs stellen
- Literaturtipp: Hinweis auf einen Fachartikel über Top Executive Coaching