Andreas Wolf (Name geändert) ist unzufrieden mit sich: Als er vor seinen Teammitgliedern ein Konzept präsentiert hat, hatte er den Einwurf einer Mitarbeiterin unverhältnismäßig scharf zurückgewiesen. Zum wiederholten Male hat er sich von einem zwar kritischen, aber dennoch relativ harmlosen Einwand treffen lassen und darauf nicht souverän und gelassen reagiert. Es ärgert ihn, dass ihm dies immer wieder passiert. Ihm ist bewusst, wie negativ sein schroffes Verhalten ankommt und wie kontraproduktiv es ist, seine Mitarbeiter mit Belehrungen „mundtot“ zu machen. Er weiß, dass sein „oberlehrerhafter“ Ton unangenehm auffällt, aber es gelingt ihm nicht, sich besser zu steuern …
Situationen und Reaktionen wie diese entstehen täglich, und ihre Auslöser sind vielfältig: Es können ein bestimmter Tonfall, ein abfälliger Gesichtsausdruck oder ein Reizthema sein, das einen provoziert; mitunter sind es auch die Einstellung und Argumente eines Gesprächspartners, die einen auf die Palme bringen. Wir reagieren spontan und impulsiv mit wenig Möglichkeit, steuernd einzugreifen.
Obwohl der Kopf weiß, dass ein anderes Verhalten besser wäre, reagiert etwas in einem automatisch. Wir befinden uns zum wiederholten Mal im gleichen Fahrwasser und können nicht verstehen, wie wir da wieder hineingeraten sind. So unvermittelt und unkontrollierbar wie die Reaktionen entstehen, so fremdgesteuert fühlen wir uns in diesen Momenten.
Augenfällig bei Automatismen ist: Je ausgeprägter die eigene Empfindsamkeit, der eigene innere Druck und der Auslöser, desto heftiger überfällt einen die emotionale Reaktion und desto schwieriger ist der Zugriff zum „besseren Wissen“. Die Automatik ist schon abgelaufen, bevor man sie überhaupt bemerkt.
Extras:- Der 10-Stufen-Plan: So besiegen Sie Automatismen.
- Teufelskreis Automatismus: Ablauf und Ausweg.
- Grafik: Die Dimensionen der Persönlichkeit nach Richard C. Schwartz.
- Literaturtipps: Kurzrezensionen zu drei Büchern über Selbstführung und Hinweise auf zwei Artikel in Fachzeitschriften.