Inhalt:
- Personalisierungsfalle: Wieso Schuldzuschreibungen nach Regel- und Gesetzesbrüchen für Unternehmen bequem, aber auf lange Sicht dumm sind
- Illegal ist funktional: Warum sich Regelabweichungen in Organisationen nicht vermeiden lassen
- Selbstsucht oder Organisationsnutzen: Wo die schwierig auszumachende Grenze zwischen funktionalen und dysfunktionalen Regelbrüchen verläuft
- Fatale Regelflut: Warum verschärfte Vorschriften mehr Regelverletzungen provozieren
- Produzierte Heuchelei: Wieso Moralkampagnen in Unternehmen das Gegenteil des Angestrebten bewirken
- Reden über Regelbrüche: Wie gelingt, was eigentlich unmöglich ist
Zentrale Botschaft:
'Wir halten uns strikt an Regeln und Gesetze' – Welches Unternehmen würde sich dies nicht gern auf die Fahne schreiben? In der Tat ist ein Regelwerk, das für Verlässlichkeit, Berechenbarkeit und Sicherheit sorgt, wichtig. Gleichzeitig aber wäre es keiner Organisation möglich, zu existieren, wenn Organisationsmitglieder nicht punktuell auch in Grauzonen von halblegal bis illegal agieren würden. Weil Unternehmen den Regelbruch brauchen, laufen Bemühungen verstärkter Regulierung ebenso ins Leere wie Integritäts- und Wertekampagnen, die das Thema zur persönlichen Angelegenheit charakterschwacher Personen erklären – und es auf eine hoch moralische Ebene hieven. Nach Erkenntnis des Bielefelder Organisationssoziologen Stefan Kühl werden Regelbrüche in Organisationen dadurch noch stärker tabuisiert als ohnehin schon – was ihrer klugen Handhabung im Wege steht. Im Artikel erklärt Kühl, was tatsächlich helfen kann, so mit dem Thema Regelbruch umzugehen, dass Auswüchse vermieden werden – und die Organisation letztlich von dem profitiert, was die Systemtheorie als 'brauchbare Illegalität' bezeichnet.
Extras:
- Tutorial: Reden über Regelbrüche
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