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Organisationale Selbstinszenierung
Organisationale Selbstinszenierung

Schein muss sein

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Wenn Unternehmen Negativschlagzeilen machen, ist die Empörung über das Auseinanderklaffen von positiver Selbstdarstellung und tatsächlichem Tun oft groß. Und auch ohne ausgewachsene Skandale müssen Organisationen, die sich in Sachen Selbstinszenierung zu weit aus dem Fenster lehnen, fürchten, Spott und Häme zu kassieren. Warum es trotzdem keine gute Idee wäre, aufs Aufhübschen zu verzichten.

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Überraschend funktional: Warum Scheinheiligkeit für Organisationen kein Problem, sondern eine Lösung ist

Außen talken, innen tun: Wie gekonnte Selbstinszenierung Unternehmen handlungsfähig macht

Nützlicher Bullshit: Warum nervige Buzzwords die Antwort auf ein modernes Führungsdilemma sind

Kritische Überdosis: Wann Schönfärberei für Organisationen zur Gefahr werden kann


Cover managerSeminare 305 vom 28.07.2023Hier geht es zur gesamten Ausgabe managerSeminare 305

Kennen Sie Bullshit-Bingo? Das ist ein Spiel, das Mitarbeitende in manchen Organisationen als Strategie einsetzen, um Sitzungen zu überleben, in denen ihre Führungskräfte eine Plattitüde an die andere reihen. Vor Beginn des Meetings erstellen die Spielerinnen und Spieler eine Liste mit Begriffen, die in ihrer Organisation gerade besonders populär sind. Worte wie Wertschätzung, Synergie, proaktiv, Mindset, Nachhaltigkeit, Innovation, Integrität, Exzellenz, Effektivität, Disruption und Agilität werden wohl häufig zu den Favoriten gehören. Die Begriffe werden dann in einem Fünf-mal-fünf-Schema angeordnet. Und immer, wenn in der Sitzung einer von ihnen fällt, gilt es, diesen wegzustreichen. Wer zuerst horizontal, vertikal oder diagonal fünf Worte in einer Reihe durchgestrichen hat, ruft laut (oder vielleicht auch besser leise) „Bingo!“ und hat gewonnen.

Um Missverständnissen vorzubeugen: Bei Bullshit handelt es sich nicht um Lügen. Bullshit meint Buzzwords, die wohlklingend, nichtssagend und derart schwammig sind, dass sie keinerlei Ansatzpunkte für Kritik bieten. Wer will schon einem Wert wie Nachhaltigkeit widersprechen? Wer findet Wertschätzung irrelevant? Wer würde sich ernsthaft gegen eine „humane Arbeitswelt“ stellen wollen? Über solche Werte lässt sich – im Gegensatz zu organisationalen Zwecken – nicht streiten. Und darum geht es bei der Nutzung von Bullshit Buzzwords: Sie werden benutzt, um nicht über die eigentlich relevanten und strittigen Dinge reden zu müssen.

Laut öffentlichem Konsens hat das Handeln dem Reden zu entsprechen

Bullshit-Bingo ist nur ein Indiz dafür, dass das „Bullshiten“ in Organisationen auf Hochtouren läuft. Auch aufgeblasene Leitbilder, pompöse Werteproklamationen und übertrieben wirkende Purpose Statements vermitteln den Eindruck, dass Unternehmen am laufenden Band verbalen Dünnschiss produzieren. Doch warum eigentlich? Schließlich ist die Fallhöhe, wenn eine Organisation aufgrund unsauberer, unethischer oder gar illegaler Praktiken in den Fokus der Öffentlichkeit gerät, umso höher, je positiver die organisationale Selbstdarstellung zuvor ausgefallen war. Denn was bei aufgedeckten Skandalen empört, ist nicht nur die Fehltat an sich. Es sind auch die Widersprüche zwischen lautstark proklamierten Prinzipien und gelebter Praxis.

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