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Übersicht AnsprechpartnerBeitrag von Dr. Stefan Kaduk und Dr. Dirk Osmetz aus managerSeminare 322, Januar 2025
Effizienzexzesse: Fatale Verengung im Tunnel der Optimierung
Strapazierfähigkeit: Hart im Nehmen, aber kein Sandsack
Vernetzung macht´s: Balance by Nature
Neuer Fixpunkt: Fenster der Strapazierfähigkeit
Redundanz willkommen: Die Suche nach dem Gegengewicht
März 2021. Das Container-Schiff „Ever Given“ ist auf dem Weg von China nach Rotterdam. Im Suez-Kanal ist die Fahrt plötzlich zu Ende. Das 400 Meter lange und 59 Meter breite Meisterwerk der Ingenieurskunst wird durch einen aufziehenden Sturm zur Seite gedreht und steckt quer im Kanal fest. Der Grund: Zehn Stockwerke der geladenen 20.000 Standardcontainer lagerten oberhalb des Schiffsdecks und boten dem Sturm die perfekte Angriffsfläche. Für sechs Tage waren wesentliche Teile des Welthandels blockiert, und es dauerte Wochen, bis der Schiffsverkehr wieder einigermaßen reibungslos fließen konnte. Der Zwischenfall verursachte einen Schaden von 400 Millionen Dollar – pro Stunde!
Die Analyse der Havarie ergab, dass sich der Unfall aufgrund des Zusammenspiels von menschlichem und technischem Versagen (Navigationsfehler, Ignorieren des Wetters etc.) ereignete. Man könnte also zur Tagesordnung übergehen, strengere Prozesse anmahnen und versuchen, die Wahrscheinlichkeit für solche Ereignisse zu minimieren. Doch das Problem liegt viel tiefer, nämlich in der unbedachten Optimierung des Input-Output-Verhältnisses. Einfach gesagt: Mit möglichst wenig Schiff sollte eine sehr große Anzahl an Containern bewegt werden. Das ist klassische Effizienzlogik. Sie ist zwar bis zu einem gewissen Grad Grundlage jeden wirtschaftlichen Handelns (und muss es auch sein), aber in ihrer gnadenlosen Zuspitzung führt sie zu gefährlichen Effizienzexzessen. Denn mit nur einem einzigen Schiff ist es äußerst effizient gelungen, einen sehr erheblichen Teil der weltweiten Lieferketten zu unterbrechen. Auch wenn natürlich keiner der Beteiligten dieses Ziel verfolgte.
Die Ever Given ist wohl das ikonische Bild einer einseitig auf Effizienz ausgerichteten Wirtschaft, die dadurch immer anfälliger für Störungen wird, mit immer größeren, nicht abschätzbaren Konsequenzen. Aber warum wirken sich kleine und größere Störungen oft so fatal aus? Man hat den Eindruck, dass die beschriebenen Phänomene kein Zufall sind, sondern von der Unfähigkeit ökonomischer Systeme zeugen, unvorhergesehenen Beanspruchungen und Belastungen zu trotzen. Es scheint offenkundig an Strapazierfähigkeit zu fehlen.
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