Glaubt man Stellenanzeigen, sind alle Führungskräfte teamfähig. Auch in Vorstandssitzungen höre ich immer wieder den Satz 'Wir müssen mehr als Team auftreten.' Frage ich nach, was das heißen soll, erhalte ich zur Antwort: 'Wir müssen fair miteinander umgehen, uns einig sein.' Für mich heißt das vor allem, dass ich alles erst mit dem Vorstandsvorsitzenden besprechen muss, dann mit jedem einzelnen Vorstand noch einmal.
Dieses Teamgesäusel geht mir langsam auf die Nerven. Zumal es mit der Wirkungsweise echter Teams nichts zu tun hat. In vielen deutschen Unternehmen ist nicht einmal bekannt, was die geforderte Teamfähigkeit eigentlich bedeutet, wann man sie benötigt – und wann nicht. Das fängt schon damit an, dass der Begriff Team inflationär jeder innerbetrieblichen Ansammlung von Menschen übergestülpt wird. Oft handelt es sich dabei aber gar nicht um Teams, sondern um Gruppen. Und die funktionieren nach ganz anderen Mustern.
In einer Gruppe wird als erstes und oft mit hohem Energieaufwand die Hackordnung festgelegt. Jemand muss immer das Sagen haben, Entscheidungen laufen über Beziehungen: Wer kann mit wem, wer setzt sich durch? Eine Gruppe zeichnet sich also aus durch Einflussnahmen, Hierarchiegeplänkel, Freund- oder Feindschaften. In Gruppen gibt es immer Sieger und Besiegte. In einem Team hingegen geht es um die optimale Problemlösung durch gemeinsamen Erkenntnisfortschritt. In einem Team können daher immer nur alle gewinnen oder alle verlieren, je nachdem, ob das Problem gelöst wird oder nicht. Ein Team zeichnet sich aus durch Hierarchiefreiheit, Lösungsorientierung und Kameradschaft.
In der Gruppe werden also soziale Beziehungen verhandelt, im Team Lösungen.