Managergehälter und Banker-Boni sind die Sinnbilder eines allein auf Gewinnmaximierung ausgerichteten Kapitalismus und gehören fest zum kollektiven Reizthemen-Repertoire. Abzocke schreien Medien und Meinungsmacher und wittern hinter dem persönlichen und unternehmerischen Gewinnstreben Gier, Arroganz, vielleicht sogar krumme Geschäfte. Auch besonnene Menschen diskutieren über die Angemessenheit von Gehältern und Gewinnen. Der Tenor lautet: Profit ist – ab einer gewissen Grenze – unethisch. Ein Irrtum.
Keine bekannte Ethik der vergangenen zwei Jahrtausende schließt Gewinnmaximierung per se aus. Selbst der in Sachen kapitalistischer Agitation eher unverdächtige Karl Marx hat einmal gesagt, ein Unternehmen sei eine gesellschaftliche Veranstaltung zur Produktion disponiblen Kapitals. Soll heißen: Unternehmerisches Handeln dient der Ertragssteigerung, Gewinn ist ökonomische Pflicht. Profit ist also nicht automatisch unethisch. Im Gegenteil: Aus dem Unternehmertum, dem Gewinnstreben folgt selbst eine ethische Vorgabe, nämlich die Welt bewusst zu gestalten und nicht der blinden Notwendigkeit, der Willkür und dem Zufall zu überlassen. Unternehmerisches Handeln muss die Welt formen als einen Ort, an dem Menschen – die Träger des unternehmerischen Handelns – auch leben wollen.