In Deutschland herrscht eine nahezu sozialistische Ethik. Genauer gesagt: eine utilitaristische. Demnach gilt als moralisch, was möglichst vielen Menschen nützt. Viele Menschen sind der Überzeugung, Ethik bedeute automatisch, dass man altruistisch und vor allem sozial handeln muss.
Das gilt insbesondere für die Wirtschaft und ihre Protagonisten. Es reicht nicht, wenn ein erfolgreicher Unternehmer mit seinen Gewinnen dafür sorgt, dass Arbeitsplätze geschaffen werden und die Steuerquellen sprudeln. Davon profitiert die Gemeinschaft zwar mitunter ganz erheblich, in der öffentlichen Wahrnehmung wird diese Leistung fürs öffentliche Wohl jedoch vom Klischee des gierigen Geschäftsmanns überlagert, der satte Gewinne einstreicht. Das ändert sich auch dann nicht, wenn dieser Geschäftsmann öffentliche Projekte sponsert oder für gemeinnützige Zwecke spendet, denn das tut er ja nur, um sein Image aufzupolieren. Aber wehe, er beteiligt sich nicht am Bau des neuen Gemeindesportplatzes: Dann gilt er wieder – wir haben es ja gewusst – als Egoist, der seiner Verantwortung für die Region nicht nachkommt.
Unsere Moral dreht sich fast nur noch darum, Menschen am Wohlstand anderer teilhaben zu lassen, aufzuteilen, was vorhanden ist. Abgesehen davon, dass es am Ende vielleicht gar nichts mehr zu verteilen gibt, wenn sich diese Ethik durchsetzt, beruht diese Moral auf einer falschen Grundannahme: Ethik bedeutet nicht automatisch, etwas an andere abzugeben. Ethik kann auch bedeuten, etwas Neues zu schaffen. Das wird leider immer mehr vergessen, so dass die ethische Leistung von Unternehmern und Managern immer weniger gewürdigt wird.