Ein Chef flippt aus, wenn der Kaffee nicht kommt. Ein anderer wirft Stühle, wenn die Jahreszahlen nicht stimmen. Und der dritte sieht bei einem Gespräch niemandem in die Augen, sondern konzentriert sich bei weiblichen Gesprächspartnern ausschließlich auf deren Schuhe.
Alles skurrile Ausnahmen? Mitnichten, meint Manfred Kets de Vries. Der Niederländer hat sein Management-Wissen um Kenntnisse aus der Psychologie angereichert. Und untersucht die unbewussten Motive, die das Verhalten und Handeln von Führungskräften bestimmen. Diese unbewussten Motive und unausgesprochenen Ängste führen manchmal zu Entscheidungen der Chefs, die schwer nachzuvollziehen sind. Und manchmal zu bizarren Marotten im Management.
Worum es dem Management-Vordenker in seiner Forschung geht: Das Handeln von Führungskräften, so die These von Manfred Kets de Vries, wird maßgeblich von deren Psyche bestimmt. Und weil sich diese Entscheidungsgrundlage der unternehmerischen Diskussion entzieht, kann es zu kollektiv falschen Entscheidungen kommen.
Falsch vor allem deshalb, weil laut Kets de Vries gerade bei Führungskräften die Gefahr psychischer Störungen besonders groß ist. Denn Chefs hätten eine besonders große Furcht vor Misserfolg, leideten besonders unter Einsamkeit, die die Führungsposition oft mit sich bringt, und seien besonders oft Druck ausgesetzt.
Die Folge, so Kets de Vries: Viele Vorgesetzte, die sich selbst emotionale Reaktionen verbieten, neigen zu emotional unangemessenem Verhalten. Und das wiederum wirkt sich negativ auf unternehmerische Entscheidungen aus.
Extras:- Service: Hinweise auf vier ausgewählte Bücher von Kets des Vries sowie auf seine Internetpräsenz.