Viele Manager sitzen in der Komplexitätsfalle: Die meisten von ihnen stellen fest, dass die Aufgaben, mit denen sie konfrontiert sind, immer vielschichtiger werden und nur noch mit perfekter Vorbereitung, peinlicher Genauigkeit und Beharrlichkeit bewältigt werden können. Häufig müssen sie zudem feststellen, dass sich Aufgaben als komplizierter erweisen, als es zunächst den Anschein hatte, weshalb sie sich gezwungen sehen, ihr Arbeitspensum zu erhöhen. Zu diesen Erkenntnissen gelangt das Management Zentrum St. Gallen in einer Studie, an der sich rund 550 Führungskräfte aus der Schweiz, Österreich und Deutschland beteiligt haben. Die Untersuchung macht ein großes Manko deutlich: Führungskräfte denken immer noch zu wenig in systemischen Zusammenhängen und handeln zu wenig in Netzwerken. Dies scheint, so Projektleiterin Marina Bösch, der Grund dafür zu sein, dass es ihnen so schwerfällt, mit der zunehmenden Komplexität klarzukommen.
Tatsächlich sind nur 36 Prozent der Befragten der Ansicht, ihr Erfolg innerhalb der Organisation hänge von mehr als zehn Personen ab. Ein Hemmnis, das dem Kooperationsgedanken aus Sicht der Manager im Weg steht: Kaum ein Mitarbeiter gestehe ein, etwas nicht zu wissen oder zu verstehen. Die Führungskräfte scheinen zu hoffen, dass dieses Problem in Zukunft durch Weiterbildung entschärft wird. Jedenfalls bezeichneten sie in einer zusätzlichen offenen Befragung die Qualifizierung von Mitarbeitern als eine der wichtigsten Herausforderungen der nächsten fünf Jahre. Übrigens soll auch die Untersuchung in den folgenden Jahren fortgesetzt werden, so dass ein langfristiges Stimmungsbild des deutschen Managements entsteht.
Management in komplexen Zeiten
• Die Probleme, die ich zu lösen habe, werden immer vielschichtiger und vielfältiger 88%
• Heute kann man seine Aufgaben nur mit perfekter Vorbereitung, präziser Vorgehensweise und Beharrlichkeit gut erfüllen 87%
• Probleme, die auf den ersten Blick relativ einfach erscheinen, erweisen sich bei genauerer Auseinandersetzung als wesentlich schwieriger 65%
• Den derzeitigen Problemen kann ich nur durch vermehrte Arbeit begegnen 58%
Quelle: Ergebnisse aus einer Studie des Management Zentrums St. Gallen, an der sich über 550 Führungskräfte aus deutschen, österreichischen und schweizerischen Unternehmen beteiligt haben.