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Übersicht AnsprechpartnerBeitrag von Daniel H. Pink aus managerSeminare 311, Februar 2024
Mieses Image: Warum Reue einen schlechten Ruf hat
Gesunde Reue: Wieso Reue ein Zeichen geistiger Gesundheit ist
Hochfunktionales Gefühl: Wie Reue unsere Entscheidungsfindung und Leistung verbessert
Guter Umgang mit einer schwierigen Emotion: Wie es uns gelingt, Reue konstruktiv zu nutzen
Reue ist eine Emotion mit schlechtem Image. Wer auf sich hält, bereut nichts. „Non, je ne regrette rien“ („Nein, ich bereue nichts“) sang einst Edith Piaf – und landete einen Riesenhit. Auch heutige Stars und Sternchen gefallen sich darin, das Credo „No Regrets“ vor sich herzutragen. Und nichts zu bereuen, gehört nicht nur in der Glitzerwelt zum guten Ton. Vielmehr dröhnt aus jedem Winkel unserer Kultur, nicht zuletzt der Arbeitskultur, die Botschaft: Vergiss die Vergangenheit, erobere die Zukunft! Blick nach vorn, denn das verleiht Kraft! Reue – das Gefühl, dass die Gegenwart besser und die Zukunft heller wäre, wenn man in der Vergangenheit keine so schlechte Entscheidung getroffen oder nicht so dumm gehandelt hätte – gilt dagegen als lähmender Giftstoff auf dem Weg des Erfolges.
Warum auch bereuen, was wir gestern getan haben, wenn wir von grenzenlosen zukünftigen Möglichkeiten träumen können? Warum den Schmerz einladen, wenn wir ihn vermeiden können? Diese Weltsicht fühlt sich schlüssig an. Doch sie ist falsch. Was die Anti‐Reue‐Brigaden vorschlagen, ist keine Blaupause für ein gut gelebtes Leben, es ist – vergeben Sie mir die Terminologie, doch das nächste Wort wurde sorgfältig ausgewählt – Schwachsinn. Reue ist nämlich alles andere als das lähmende, unproduktive Gefühl, für das sie gehalten wird. Tatsächlich lassen sich 70 Jahre Sozial-, Entwicklungs- und Kognitionsforschung zu zwei einfachen, aber zwingenden Schlussfolgerungen zusammenfassen: Reue macht uns menschlich. Und Reue lässt uns besser werden.
Reue basiert auf zwei einzigartigen Fähigkeiten unseres Gehirns: Wir können in Gedanken Zeitreisen in die Vergangenheit und die Zukunft unternehmen. Und wir können Kontrafakten bilden, uns also fiktiv Dinge vorstellen. Beides treibt den Prozess der Reue an, der sich durch zwei Aspekte von anderen negativen Emotionen unterscheidet: Wir vergleichen das faktisch Geschehene mit etwas theoretisch ebenfalls Möglichem. Und wir weisen uns selbst Schuld zu.
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