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Übersicht AnsprechpartnerBeitrag von Hendrik Dietrich aus managerSeminare 307, Oktober 2023
Vermeintlich vergeblich, gegebenenfalls gefährlich: Warum wir mit Feedback intuitiv sparsam umgehen
Zweifelhafte Zurückhaltung: Warum wir bei guten Leistungen nicht nach Feedback fragen und bei schlechten erst recht nicht
Tiefer verstehen, anders sehen: Wann es sich lohnt, Rückmeldungen von Personen aus einem anderen Kontext einzuholen
Kein Druck, kein Vorwurf: Was wir beim Fragen nach Feedback besser vermeiden
OSCAR umdrehen: Wie sich die Feedback-Formel fürs Feedback-Einholen nutzen lässt
Notieren statt reagieren: Wie wir im Feedback-Gespräch reflektierte und ehrliche Rückmeldungen erhalten
Teamleiter Florian wird zum ersten Mal eine Präsentation vor dem Führungsteam halten, dem auch seine Chefin angehört. Er fühlt sich geehrt, ist aber auch gestresst und aufgeregt – Patzer wiegen in dieser Runde gefühlt doppelt so schwer wie vor Kolleginnen und Kollegen. Wieder und wieder überprüft er jeden Satz, schiebt Folien hin und her, geht die Präsentation etliche Male im Kopf und sogar mehrfach vor dem Spiegel durch. Und trotzdem – als es schließlich so weit ist, verhaspelt er sich direkt am Anfang. Nach ein, zwei holprigen Minuten, die sich für ihn wie eine kleine Ewigkeit anfühlen, kriegt er jedoch die Kurve und findet immer besser in seinen Erzählfluss. Am Ende glaubt er, seine Sache insgesamt gut gemacht zu haben. Oder nicht? Was sagt das Führungsteam? Nicht viel, lediglich ein „Danke für Ihre Zeit“ bringt eines der Mitglieder über die Lippen. Aber zumindest seine Chefin wird seine Präsentation doch sicher nach dem Meeting kommentieren? Tatsächlich verliert sie über diese jedoch kein Wort. Feedback? Fehlanzeige.
Der Beispielfall illustriert ein Phänomen oder besser gesagt Problem der Arbeitswelt, das Studien seit vielen Jahren dokumentieren: Ob sie Führungsverantwortung haben oder nicht, ob sie eher im Team arbeiten oder vorwiegend alleine, ob sie eher konzeptionieren oder mehr umsetzend unterwegs sind … viele Beschäftige beklagen, dass sie zu wenig Rückmeldung zu ihrer Arbeit erhalten. Vielleicht ab und zu einmal ein pauschales „Gute Arbeit“ oder „Gefällt mir“, an dezidierten Rückmeldungen, wirklichem (konstruktivem) Feedback herrscht jedoch notorischer Mangel. Tendenz der allgemeinen Feedback-Frequenz: Weiter fallend – und das, obwohl Führungs- und Personalentwicklungsexpertinnen und -experten unermüdlich darauf hinweisen, wie wichtig Feedback für die Motivation, die Arbeitszufriedenheit und vor allem für die individuelle Weiterentwicklung ist.
Ein Grund für den allgemeinen Feedback-Mangel liegt darin, dass die individuelle Erfahrung der oft betonten positiven Wirkung von Feedback vermeintlich widerspricht. Denn was passiert, wenn wir anderen Rückmeldungen zu ihrem Verhalten geben – egal ob wir dabei reden, wie uns der Schnabel gewachsen ist, oder nach Feedback-Lehrbuch vorgehen? In der Regel nichts. Feedback hat, so scheint es jedenfalls, kein Return of Investment. Dabei vergessen wir jedoch, dass Verhaltensänderungen nicht von heute auf morgen geschehen, sondern Teil eines Prozesses sind. Das Feedback muss sich erst einmal setzen, löst vielleicht einen Denkprozess aus, der wiederum einen Verhaltensveränderungsprozess auslösen kann. Langsam sukzessive – und am ehesten dann, wenn mehrfach entsprechendes Feedback gegeben wird und der Prozess zudem durch weiteres Feedback begleitet wird. Lange Rede kurzer Sinn: Wir erwarten von Feedback zumeist zu viel und vor allem unmittelbar sichtbare Wirkungen – und werden daher zwangsläufig enttäuscht.
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