Anfang des Jahres 2010 erschien ein Buch mit provokantem Titel: 'Von Schädeldeutern und anderen Scharlatanen'. Dr. Uwe Peter Kanning, Professor für Wirtschaftspsychologie an der Fachhochschule Osnabrück, nimmt darin 'unseriöse Methoden der Psychodiagnostik' unter die Lupe. Wer Kannings Demontage von Lehren folgt, die keiner wissenschaftlichen Überprüfung standhalten, ist erst mal wenig überrascht: Dass Astrologie und Co. unbrauchbare Methoden sind, um auf die Persönlichkeit von Menschen zu schließen – geschenkt. Das vorletzte Kapitel allerdings dreht sich um Körpersprache-Deutung. Moment mal, Körpersprache in einer Reihe mit Stern- und Schädeldeutung? Dazu gibt es doch seriöse Forschung. Noch dazu gehen in den Buchhandlungen Ratgeber en masse über den Ladentisch, die Titel tragen wie 'Körpersprache richtig deuten' oder, umgekehrt, 'Überzeugende Körpersprache lernen'. Und auch auf dem Seminarmarkt wird schnell fündig, wer sich auf die Suche nach einschlägigen Kursen macht.
Kanning indes ist nicht der Erste und auch nicht der Einzige (wenn auch im Moment der Provokanteste), der darauf aufmerksam macht: So wichtig es ist, sich mit Körpersprache zu beschäftigen – sei es für das Führen von Mitarbeitern oder für Verkaufsgespräche –, so sehr kann einen die Beschäftigung damit auch in die Irre führen. 'Was nämlich an 'Kenntnissen' darüber auf den Markt kommt, hält in vielen Fällen einer Prüfung aus wissenschaftlicher Sicht nicht stand', so der Psychologe. Es gilt demnach zu sondieren: Was kann und sollte in Sachen Körperprache sinnvollerweise vermittelt und trainiert werden – und was nicht?
Extras:- Mythos oder Zauberformel: Hält die Formel '7-38-55' der wissenschaftlichen Überprüfung stand?
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