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Übersicht AnsprechpartnerBeitrag von Martin Wehrle aus managerSeminare 325, April 2025
Immer wieder kommt es vor, dass Mitarbeitende eine konkrete Rückmeldung zu ihrer Arbeit wünschen. Zum Beispiel fragt uns eines unserer Teammitglieder: „Findest du, dass ich mich gut genug durchsetze? Oder hast du den Eindruck, ich lasse mich öfter mal von meinen eigenen Zielen abbringen?“ Ist es klug, jetzt die eigene Meinung kundzutun? Nein, zunächst ist interessant: Wie sieht sich das Teammitglied selbst? Denn erstens erlebt es sich selbst rund um die Uhr, während wir nur Ausschnitte kennen. Und zweitens kommt eine psychologische Ebene hinzu: Nur Fähigkeiten, an die ein Mensch glaubt, kann er gezielt abrufen.
Auf der Hand läge eine Gegenfrage: „Wie schätzt du deine Durchsetzungskraft denn ein?“ Noch effektiver ist eine Methode aus dem Coaching, die ich „Der weise Mentor“ nenne. In der Anwendung klingt das dann etwa so: „Das ist eine spannende Frage, die du da aufwirfst. In welchen Situationen bist du durchsetzungsstark, wann weniger? Und welche Voraussetzungen brauchst du dazu, innerlich und äußerlich?“ Damit haben wir die Ursprungsfrage des Mitarbeiters nicht wiederholt, sondern sie in konstruktiver Weise erweitert – und ihm bewusst gemacht: Niemand verfügt rund um die Uhr über eine Eigenschaft, eben zum Beispiel Durchsetzungsstärke. Eine solche Qualität hängt auch von den Bedingungen ab, die wir selber schaffen.
Auf dieser Basis lässt sich eine Einladung aussprechen: „Wie wäre es, wenn du in der kommenden Woche mal folgendes Gedankenspiel versuchst. Stell dir vor, ein innerer Mentor begleitet dich auf Schritt und Tritt durch deinen Arbeitstag. Er will sich anschauen, wie es mit deiner Durchsetzungsstärke steht. Er will herausfinden, unter welchen Voraussetzungen du am durchsetzungsstärksten bist, aber auch, was dich womöglich aus dem Tritt bringt. Stell dir diesen inneren Mentor als eine sehr weise, erfahrene Person vor. Er kann sogar deine Gedanken lesen und wird merken, was dich beflügelt und was dich eher ausbremst. Und er sieht auch in der Außenwelt wichtige Einflussfaktoren, die dir bislang womöglich entgangen sind. Hast du Lust, das einmal auszuprobieren?“
Der Vorteil dieser Methode: Statt die Frage abstrakt oder aufgrund verschwommener Erinnerung zu erläutern, richtet das Teammitglied seinen Fokus eine Woche lang auf die eigene Durchsetzungsstärke und sammelt in diversen Situationen neue Erfahrungen, die wir mit ihm dann bei nächster Gelegenheit besprechen können. Oft bringt diese Methode ein erstaunliches Resultat. Denn allein die Tatsache, dass sich jemand auf eine Eigenschaft konzentriert, verstärkt diese. Mehr Bewusstheit sorgt für bessere Ergebnisse. Gut möglich, dass das Teammitglied uns von einer größeren Durchsetzungsstärke als sonst berichten wird und auch die Voraussetzungen dafür benennen kann. Dann können wir die einzelnen Situationen mit ihm durchgehen, und dabei jeweils fragen, was sich daraus ableiten lässt. Erweitern wir die Erkenntnisse schließlich noch durch unsere eigenen Eindrücke, kommen drei Perspektiven zusammen: die des Mitarbeiters, unsere eigene und die des weisen Mentors.
Der Autor: Martin Wehrle ist Karrierecoach und Coachausbilder mit eigener Akademie in Hamburg. Sein aktuelles Fachbuch heißt „Die 50 kreativsten Coaching-Ideen“. Kontakt: karriereberater-akademie.de
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