Belebende Bilder

Es gibt eine Methode aus dem Coaching, mit der sich viele Gespräche im Arbeitskontext beleben lassen: die Arbeit mit Bilder-Karten. Grundsätzlich eignet sich dafür jedes Bildkarten-Set mit unterschiedlichen Motiven. Je verschiedener diese sind, desto besser. Die Anwendung ist denkbar leicht. Ein Beispiel: Die Teamleiterin sagt zum Auszubildenden, mit dem sie sich über seine Eindrücke austauscht: „Lass uns doch mal ein Spiel probieren. Du ziehst eine Karte von diesem Stapel, darauf ist ein Bild zu sehen. Und dann schauen wir mal, was dieses Bild vielleicht mit dir zu tun hat, mit deiner Situation und deinen Plänen. Ich mag dieses Spiel, weil man dadurch auf neue Gedanken kommt.“

Und nun greift der Azubi in den Kartenstapel, der ein buntes Motiv-Potpourri aufweist – etwa eine jubelnde Masse im Stadion, ein Paar Wanderschuhe, eine Seiltänzerin, ein Mann in der Hängematte oder einen Wasserfall in schöner Natur-Kulisse. Der Azubi zieht die Karte mit den Wanderschuhen, worauf die Führungskraft sagt: „Überleg mal: Wofür können diese Wanderschuhe stehen mit Blick auf dich und deine Ausbildung?“ Er grübelt etwas und antwortet dann: „Das erinnert mich daran, dass ich durch alle Abteilungen wandern soll. Drei von sechs habe ich schon hinter mir.“

Eine solche Feststellung bietet einen guten Ansatzpunkt zum Nachhaken – wobei die Metapher möglichst „weitergeritten“ werden sollte, um die besondere Perspektive, die sie bietet, zu nutzen. Entsprechend fragt die Führungskraft im Beispiel etwa den Azubi, welches die leichtesten Etappen dieser Wanderung waren – und welches die schweren. Oder: „Bei einer Wanderung sammelt man ja manchmal Erinnerungen am Wegesrand ein, zum Beispiel einen glitzernden Stein. Welche wertvollen Erinnerungen und Erkenntnisse hast du auf deiner Wanderung eingesammelt? Inwiefern hilft dir das auf deinem weiteren Berufsweg?“ Dann lenkt die Teamleiterin den Blick in die Zukunft: „Wenn du dein Berufsleben mal als eine Wanderung betrachtest: Wohin soll dich das idealerweise führen?“

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Jede Karte bietet neue, kreative Impulse. Als der Auszubildende die jubelnden Fans im Stadion zieht, fragt die Führungskraft: „Wer sind deine Vorbilder, wen bewunderst du – und inwiefern kannst du bei der Arbeit davon profitieren?“, „Für welches deiner Talente könnten dir Menschen zujubeln?“, „Wer hat die höchste Meinung von dir, wer ist ein Fan?“ Und als er als Nächstes die Seiltänzerin aufdeckt: „Bei welchen Arbeiten fühlst du dich noch am unsichersten?“, „Welches Netz, welche Sicherheit brauchst du dann, um dich wohlzufühlen?“, „Was macht es mit dir, wenn du einen solchen ‚Seiltanz‘ gut bewältigst?“ Den Mann in der Hängematte zieht der Azubi als letzte Karte: „Wie gelingt dir der Ausgleich zwischen Arbeit und Freizeit?“, „Wie tankst du Energie?“, „Welche kurzen Momente der Entspannung sind dir auch am Arbeitsplatz möglich?“

Ganz egal, um welches Anliegen es geht: Bildkarten sorgen dafür, dass das Gespräch eine kreative Richtung nimmt. Jeder Bildimpuls weckt neue Gedanken und Assoziationen. Zudem fließt das Gespräch mit einer spielerischen Leichtigkeit. Wer die Methode gleich einmal ausprobieren möchte: Stellen Sie sich vor, Sie hätten den Wasserfall gezogen. Was hat dieses Motiv mit Ihrem Leben zu tun?

A. Heeger

Der Autor: Martin Wehrle ist Karrierecoach und Coachausbilder mit eigener Akademie in Hamburg. Sein aktuelles Fachbuch heißt „Die 50 kreativsten Coaching-Ideen“. Kontakt: karriereberater-akademie.de