Vor allem bei Führungstrainings und erst recht als Inhouse-Veranstaltung werden Frauenseminare bis heute abgelehnt – und das nicht nur von den Bildungsverantwortlichen, sondern vor allem auch von den Frauen selbst. Dabei gibt es inzwischen zahlreiche Studien, die die Effizienz frauenspezifischer Maßnahmen zumindest auf bestimmten Themengebieten belegen.
Für dieses Phänomen gibt es zwei Erklärungen: zum einen die medizinische, nach der Männer und Frauen verschieden gepolte Gehirne haben, woraus sich unter anderem ein unterschiedliches Lernverhalten ergibt und zum anderen die sozialpsychologische, nach der die Lernatmosphäre in gemischtgeschlechtlichen Gruppen häufig durch gruppendynamische Prozesse und Vorurteile gestört wird. Die Männer verlegen sich aufs Imponiergehabe und geben den Ton an, die Frauen ziehen sich zurück.
Dorothea Assig, Management-Beraterin, Gender-Expertin und Spezialistin für die berufliche Qualifizierung von Frauen, betont: 'Wenn Frauen unter sich bleiben, lernen sie schneller, erfolgreicher, nachhaltiger und stressfreier.'
Mitunter noch umstrittener als die Frauenseminare selbst, ist in der Branche der Ansatz 'Männer schulen Frauen'. Die Gegner verweisen auf die unterschiedliche Sprache von Männern und Frauen und darauf, dass in einem solchen Seminar wieder genau das Rollenmodell transportiert werde, das dadurch eigentlich obsolet werden sollte: . Die Befürworter erklären, auf diese Weise erhielten die Frauen auch einen Einblick in die Männerwelt – und was entscheiden solle, sei ohnehin allein die Kompetenz des Trainers.
Doch egal, ob Trainer oder Trainerin: Frauenseminare haben Zukunft, darin sind sich die Fachleute einig. Doch nicht bei allen Themen muss ein Frauenansatz gewählt werden. Neben EDV und Technik lassen – laut Katharina Hanschen, Geschäftsführerin des Hamburger Vereins 'Frau und Arbeit' – vor allem drei Aspekte Frauenseminare sinnvoll erscheinen: Frauen müssen ihre Rhetorik und ihr Kommunikationsverhalten verbessern, Konkurrenzverhalten lernen und ihre Berufsrolle finden.
Nach Hanschen fehlen Frauen weibliche, beruflich erfolgreiche Vorbilder. Was hilft, ist vor allem Austausch und Lernen voneinander. Dann sind Frauen auch nach dem Seminar deutlich motivierter, äußern ihre Meinungen und Erwartungen konkreter und haben eine klarere Vision von ihrer eigenen Karriere – was der Wirtschaft nur zugute kommen kann.
Extras:
- Interview: managerSeminare im Gespräch mit zwei Projektleiterinnen der Münchner Karriertag GmbH über ihre differierenden Ansichten zu Frauenseminaren.
- Gegenüberstellung: Pro und Contra-Thesen zu Frauenseminaren.