„Worte sind Luft“, bemerkte der Schriftsteller Arthur Koestler einmal, „aber die Luft wird zum Wind, und der Wind macht die Schiffe segeln“. Dass Worte auch zu einem Orkan werden können, erfuhr Gerhard Rupprecht, Deutschland-Chef der Allianz, Ende Juni 2006 in Köln auf einer Betriebsversammlung. Seine Worte „die Kölner Zweigniederlassung wird geschlossen“ lösten einen Tumult der Mitarbeiter aus mit Zwischenrufen und schrillen Pfiffen.
Rupprecht reagierte entsprechend: „Er redete 18 Minuten. Dann war er einfach weg“, gab eine langjährige Mitarbeiterin den Journalisten zu Protokoll. „Eine Frechheit war seine Rede, ohne jede Wertschätzung für uns Beschäftigte.“ Andere Allianz-Mitarbeiter bekundeten Ähnliches: Rupprechts Auftritt und seine Worte seien „völlig emotionslos und blutleer“ gewesen.
Besonders in Krisenzeiten, wenn schwierige Botschaften mitgeteilt werden sollen, zeigt sich: Entscheidungen des Managements sind eine Sache, die Art und Weise, wie diese überbracht und vermittelt werden, eine andere. Inhalt und Form stehen meist nicht in einem angemessenen Verhältnis zueinander - schlechte Nachrichten werden auch noch schlecht übermittelt, ohne Respekt für die Mitarbeiter.
Ein Tiefpunkt des Vertrauens ist für die Betroffenen erreicht, wenn schlechte Nachrichten per „E-Mail an alle“ wohlformuliert aus der sicheren Chefetage verschickt werden. Oder gleich per SMS: Zu unbeabsichtigter Popularität kam unlängst ein Londoner Unternehmen, als es einer Mitarbeiterin die Kündigung aufs Handy schickte.
Doch Führung gelingt nur in wenigen Fällen wortlos - oder wie bei Rupprecht wortreich ohne Worte. Ohne Worte kommen nur Piktogramme und Verkehrsschilder aus. Je arbeitsteiliger eine Gesellschaft ist, desto wichtiger werden Reden und Sprache zwischen den beteiligten Menschen.
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