Nach welchen gemeinsamen Prinzipien führen wir unsere Organisation? Und: Wie sollen sich unsere Führungskräfte verhalten? Das sind zwei entscheidende Fragen heutiger Manager. Was viele sich vielleicht nicht klarmachen: Die Fragen sind alt. Schon in der Antike beschäftigten sich Würdenträger mit der Herausforderung, Organisationen und Menschen zu führen. Besonders die religiösen Führer in der christlichen Kirche standen vor Anforderungen, die auch jeder moderne Manager kennt: Sie benötigten eine Führungsphilosophie und Führungsleitlinien.
Denn nachdem der christliche Glaube im Jahr 380 römische Staatsreligion geworden war, entwickelte sich die Kirche zu einer konzerngleichen Organisation. Ihre damals schon zahlreichen Bistümer sowie Orden und Klöster im gesamten römischen Reich lassen den Vergleich mit einem multinationalen Unternehmen mit vielen Tochtergesellschaften zu. Den Kirchenoberen war klar: Wenn die Amtsträger in der Kirche intern kein gutes Vorbild sind und sie ihren Mitarbeitern keine Verhaltensorientierung geben, bricht ihre Organisation schnell auseinander.
Kein Wunder also, dass ein damaliges Kirchenoberhaupt etwas entwickelte, das wir heute als Leitlinien bezeichnen würden: Ende des 6. Jahrhunderts formulierte Papst Gregor I. den sogenannten Lasterkatalog. Darin benannte er sieben Wurzelsünden, die jeder Mensch vermeiden sollte. Fälschlicherweise werden diese Sünden oft als Todsünden bezeichnet. Tatsächlich aber sind es sieben schlechte Charaktereigenschaften bzw. sieben Laster. Diese verleiten dazu, echte Sünden zu begehen. Die Laster sind also Ursache und Wurzel von Sünden – darum auch 'Wurzelsünden' (richtig wäre eigentlich: 'Sündenwurzeln'). Sie beschreiben Einstellungen und Haltungen, die zu einem Fehlverhalten führen und Fehlentwicklungen nach sich ziehen können.
Extras:- Von Superbia bis Acedia: Sieben Laster-Fallen für Manager
- Literaturtipp: Kurzrezension eines Buchs über Moral und Laster